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Wasservögel am Dümmer noch wohlauf

Experten beruhigen - Keine toten Tiere gefunden - »Stallpflicht für Hausgeflügel wichtig«

Hüde/Lembruch (weh). »Der Dümmer ist durchaus ein sensibles Gebiet. Wir stehen daher in Kontakt mit der Polizei und anderen Stellen, die sich dort sehr gut auskennen.« Heinz-Jürgen Greszik von der Kreisverwaltung in Diepholz lässt keinen Zweifel daran, dass die großen Wasservögelbestände am See ein Gefahrenpotenzial in Sachen Vogelgrippe darstellen können.

Grund zur Panik bestehe aber nicht, sagte der Verwaltungsbeamte. »Wir verlassen uns weiter auf unser Wildvogel-Monitoring.« Diese Maßnahme besteht darin, dass Jäger regelmäßig Tiere zur Untersuchung bringen. Alle Ergebnisse waren bislang negativ. »Wichtig ist jetzt die konsequente Einhaltung der Stallpflicht für Hausgeflügel«, meint Heinz-Jürgen Greszik.
Zum Schutz vor Vogelgrippe gilt ab Freitag, 17. Februar, auch im Nachbarkreis eine Stallpflicht für Geflügel. Ausgenommen sind Tauben. Grundsätzlich werde der Landkreis Diepholz keine Ausnahmen genehmigen, kündigt Dr. Nicolin Niebuhr, Leitende Veterinärdirektorin des Landkreises Diepholz an. Denn das Kreisgebiet liege in der Flugschneise der Zugvögel; gerade der Dümmer und andere Gewässer bis hin zur Weser würden gern als Rastplätze aufgesucht. »Es besteht deshalb ein besonderes Risiko der Ansteckung von Nutzgeflügel.«
Seitdem feststeht, dass auf Rügen Schwäne mit dem Virus infiziert waren, hat es bei der Kreisverwaltung in Diepholz 15 Anrufe gegeben. »Bürger meldeten uns den Fund toter Tiere. Zwei Reiher, in Diepholz und Sulingen gefunden, haben wir zu einem Untersuchungslabor nach Oldenburg geschickt. Das Ergebnis steht noch aus. Tote Wasservögel werden wir weiterhin annehmen - die tote Meise im Garten allerdings nicht.«
Das Auftreten des Vogelgrippe-Virus H5N 1 auf Rügen hat nach Ansicht von Dr. Nicolin Niebuhr die Bedrohungssituation für Deutschland zwar verschärft, »da das Tempo der Ausbreitung offensichtlich zunimmt.« Die Gefahr für Menschen sei aber nicht größer geworden. Dr. Niebuhr: »Auch der Verzehr von Geflügelprodukten ist vollkommen unbedenklich.«
Am Dümmer rasten zurzeit viele Wildvögel. »Sie sind schon vor einigen Wochen aus Sibirien, Skandinavien, Weißrussland und Russland zu uns gekommen«, erzählt Dr. Markus Richter vom Naturschutzring Dümmer in Hüde. »Es handelt sich überwiegend um Saat- oder Blessgänse, Pfeifenten, Krickenten und Stockenten. Im März fliegen sie in ihre Brutgebiete zurück.«
Dr. Richter hält sich oft am See und im Naturschutzgebiet auf. »Tote Vögel, so wie auf Rügen, gibt es hier am Dümmer nicht«, beruhigt der Experte und überrascht mit einer anderen Aussage: »Ich sehe bei uns eine viel größere Gefahr im so genannten Botulismus, der die Tiere befällt. Es handelt sich auch um einen auch für Menschen sehr gefährlichen Erreger. Die Tiere infizieren sich im Sommer bei heißem Wetter, wenn sie im Schlamm nach Nahrung suchen. Dann finden wir in den Dümmer-Häfen tote Enten.«

Artikel vom 17.02.2006