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Kindergärten: Stadt greift
Ev. Kirche unter die Arme

Politik bringt Vereinbarung einstimmig auf den Weg

Werther (dh). Die Stadt Werther soll der Evangelischen Kirchengemeinde bei der Finanzierung ihrer Kindertageseinrichtungen unter die Arme greifen. Für diese Empfehlung an den Stadtrat haben sich die Mitglieder des Ausschusses für Soziales, Kultur, Schule und Sport in ihrer Sitzung am Dienstagabend einstimmig ausgesprochen.

Die Kirchengemeinde musste in den vergangenen Jahren zweistellige Einbrüche der Kirchensteuereinnahmen verkraften, die Rücklagen sind weitestgehend aufgebraucht. Spülte die Kirchensteuer im Jahr 2003 noch 415 000 Euro in die Kasse, sind es 2006 nur noch 332 000 Euro. Im Jahr 2009 werden es laut Pastor Hartmut Splitter voraussichtlich nur noch 260 000 Euro sein. Und: Derzeit lägen die Personalkosten (ohne Pfarrstellen) schon bei 263 000 Euro, die für Energie bei 35 000 Euro jährlich. Die Gründe für die dramatische Finanzsituation liegen zum einen in der demografischen Entwicklung und - geringfügig - in den Kirchenautritten, zum anderen aber auch an der Kopplung der Kirchen- an die Einkommens- und Lohnsteuer.
Die Vereinbarung zwischen Kirchengemeinde und Stadt zur Sicherung der Kindertageseinrichtungen, die der Sozialausschuss jetzt auf den Weg gebracht hat, ist ein Kompromiss, denn: Das Stadtsäckel ist ebenso leer wie die Kirchenkasse. Demnach erhöht die Stadt ihren Zuschuss für den Trägeranteil von bisher 50 Prozent im Haushaltsjahr 2006 auf 58 Prozent (plus 15 000 Euro auf 105 000 Euro). Im Haushaltsjahr 2007 soll die Stadt 68 Prozent (plus 32 500 auf 122 500 Euro) übernehmen, in 2008 die geforderten 75 Prozent (plus 45 000 Euro auf 135 000 Euro).
Die Vereinbarung soll zunächst auf drei Jahre befristet gelten. »Das macht Sinn, da die Geburtenzahlen in der Tendenz rückläufig sind«, erklärte Bürgermeisterin Marion Weike. Außerdem müsse man dann darüber nachdenken, ob freiwerdende Kindergartenplätze für Jungen und Mädchen unter drei Jahren angeboten würden.
»Das ist ein Batzen Geld, den wir der Kirchengemeinde als Zuschuss gewähren«, sagte Gert Klages (SPD). »Doch dieses Geld sollte uns die Arbeit der Kirchengemeinde wert sein.« Auch CDU-Chef Ulrich Buchalla betonte, dass seine Fraktion diesen Vertrag zwischen Stadt und Kirche begrüße.

Artikel vom 16.02.2006