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Hauptschule: Entscheidung gefragt

Bezirksregierung erwartet mehr als 30 Ganztags-Anträge -Ê nur elf Zusagen

Von Oliver Horst
Versmold (WB). Wenn die Ratsmitglieder heute Abend über die Einführung des Ganztagbetriebs an der Hauptschule beraten, wird Schulleiterin Barbara Terbeck die Diskussion gespannt im Zuschauerraum verfolgen. Ob schon abschließend über den Umwandlungsantrag und die Finanzierung der damit verbundenen Kosten entschieden wird, gilt als fraglich.

Die Einführung der Ganztagshauptschule im Sommer wäre im laufenden Jahr für die Stadt nach jüngsten Berechnungen mit Kosten von 32 000 statt ursprünglich erwarteter 50 000 Euro verbunden. Diese Einsparung ließe sich durch Vorschläge von Barbara Terbeck erzielen, die Arbeitszeit der Schulsekretärin zunächst nicht zu erhöhen und bei der Mittagsverpflegung auf ehrenamtliches Engagement zu setzen. Dauerhaft werden Mehrkosten für den Ganztagsbetrieb der städtischen Schule von jährlich 100 000 Euro erwartet.
Wie berichtet diskutierten bereits vor zwei Wochen die Mitglieder des Schulausschusses über den Ganztagsbetrieb, den Zeitpunkt der Einführung und Möglichkeiten zur Finanzierung. Der Ausschuss empfahl einstimmig die Einführung in diesem Jahr. Die Verwaltung wurde beauftragt, Vorschläge zur Finanzierung zu machen. Die Streichung des Zuschusses an die Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung, die Aufgabe der subventionierten Theatervorstellungen und der öffentlichen Personennahverkehrsangebote Anrufsammeltaxi und Taxibus sowie die Streichung der Fraktionsgelder stehen als Einsparmöglichkeiten bereits im Raum.
Eine Vertagung der Entscheidung zur Gegenfinanzierung gilt als wahrscheinlich. Wie berichtet will die SPD-Fraktion vorschlagen, eine zusätzliche Ratssitzung Anfang März einzuberufen, »um in aller Ruhe die Finanzen unter die Lupe zu nehmen« und dann über mögliche Wege zur Finanzierung der Ganztagshauptschule zu entscheiden.
Ob Versmold im Falle einer Bewerbung überhaupt den Zuschlag erhält, steht dagegen auf einem ganz anderen Blatt. Denn nur ein Bruchteil der landesweit 740 Hauptschulen wird an dem Programm teilnehmen können. In OWL soll im aktuellen Verfahren der Ganztagsbetrieb vermutlich an elf der 94 Hauptschulen ermöglicht werden. Die Bezirksregierung Detmold erwartet mindestens 30 Anträge, sagte der leitende Regierungsschuldirektor Christoph Höfer dem VERSMOLDER ANZEIGER.
Alle Anträge, die bis zum 15. März eingehen, werden nach einem Kriterienkatalog bewertet und in einer Rangliste eingestuft. Dabei sollen insbesondere der Ausländeranteil und soziale Brennpunkte sowie der Anteil von Schülern mit individuellem Förderbedarf und die Güte der Konzepte Berücksichtigung finden. Höfer: »Damit die Idee des Landes auch in der Fläche ankommt, ist es unser Bestreben, in den sechs Kreisen und der Stadt Bielefeld jeweils mindestens eine Ganztagshauptschule zu genehmigen.« Barbara Terbeck sieht grundsätzlich gute Chancen, dass Versmold zum Zug kommen könnte.

Artikel vom 16.02.2006