16.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Vom Mammut gingen Gefahren aus!«

Fällaktion abgeschlossen - SPD-Antrag zu Baumschutz klar abgelehnt

Halle (SKü). Vom riesigen Mammut im Garten von Harry Hentschel stand gestern Mittag nur noch ein dicker Stumpf von 5,80 Meter Umfang. Doch je mehr Holz die Fachleute vom Baumfällbetrieb Bartling aus Lage (Lippe) im Laufe der zwei Tage abtrugen, desto offensichtlicher wurde die Gefährdung, die durch den Riesen ausging.

»Solche verdrehten Astschächte habe ich noch nicht gesehen«, sagte gestern der 70-jährige Seniorchef Detlef Bartling. Die Verdrehungen in dem Baum, den der Fachmann auf ein Alter von 100 Jahren schätzt, seien durch Stürme verursacht worden. In der Folge sei das Holz eingefault, seien Äste mürbe geworden. Detlef Bartling: »Innerhalb weniger Jahre wären diese riesigen Äste unkontrolliert eingebrochen.« Und er ergänzte: »Von diesem Mammutbaum gingen in der Tat versteckte Gefahren aus!« In einem großen Park oder auf einem Friedhof hätte ein solcher Mammutbaum sicher noch seine Daseinsberechtigung gehabt, so Bartling, nicht jedoch in einem kleinen Garten.
Das Holz wird sich nach Auskunft von Bartling nur bedingt verwerten lassen, so dass Harry Hentschel für die Fällaktion vor allem auf Kosten von mehreren tausend Euro sitzen bleibt. Insgesamt wurden mehr als 20 Tonnen Holz geborgen.
Derweil diskutierte der Haller Tiefbau- und Umweltausschuss am Dienstagabend über einen Antrag der SPD, in dem die Erstellung einer Naturdenkmalliste gefordert wurde. In die sollten nach Willen der SPD erhaltenswerte und stadtbildprägende auf städtischem Grund eingetragen werden. Außerdem sollte die Liste für private Bäume geöffnet werden, auf freiwilliger Basis.
Die Reaktion war abwehrend. Klaus Kuhlmann (CDU) sprach sich gegen die Wiedereinführung einer Baumschutzsatzung auf kaltem Wege aus. Zudem kritisierte er SPD-Chefin Ulrike Sommer für ihre öffentlichen Äußerungen zum Mammutbaum, den sie völlig überzogen als »fast ein zweites Wahrzeichen von Halle« bezeichnet habe. Das Theater in Sachen Mammutbaum sei unanständig. Viele weitere Politiker plädierten dafür, sich aus privaten Gärten herauszuhalten.
Dieter Jung (Grüne) plädierte dafür, dass Bürger, die mit ihren Bäumen Probleme haben, Hilfe bei der Stadt finden können. Umweltbeauftragter Stephan Borghoff erklärte, dass dies in besonderen Fällen bereits geschehe. Im Ergebnis wurde der SPD-Antrag mit großer Mehrheit abgelehnt.

Artikel vom 16.02.2006