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Regierungspräsidentin »beeindruckt«

Marianne Thomann-Stahl leistete gestern der Stadt Bünde ihren Antrittsbesuch ab

Von Rainer Grotjohann und
Sebastian Picht (Fotos)
Bünde (BZ). Für ihre Antrittsbesuche in den Städten und Gemeinden in Ostwestfalen-Lippe hat sich die neue Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl eindeutig die falsche Jahreszeit ausgesucht. Bei ihrer Halbtagesvisite in Bünde waren gestern Regenschirme Pflichtausrüstung. Bei trübem Wetter hatte Bürgermeisterin Anett Kleine-Döpke-Güse dennoch keine Mühe, »ihre« Stadt in freundlichem Licht darzustellen. Die Chefin der Bezirksregierung zeugte sich jedenfalls »beeindruckt«, von dem was in Bünde in den vergangenen Jahren erreicht worden sei.

Mit dem obligatorischem Eintrag ins Goldene Buch und einer Powerpoint-Präsentation der Stadt hatte der Besuch am frühen Nachmittag begonnen. Mit einem geschichtlichen Rückblick (Stichwort: Hengist und Horsa) begann die Präsentation, die Bedeutung Bündes als Zigarrenstadt wurde angerissen, bevor Bünde als »Standort mit Pfiff« dargestellt wurde. »Wir haben einen gesunden Branchenmix, sind nicht wie andere Gemeinden abhängig von ein oder zwei Branchen«, hielt die Bürgermeisterin fest. Und merkte an, dass die Stadt wegen ihrer Grenzlage zu Niedersachsen in einem »knallharten Wettbewerb« insbesondere mit Melle bezüglich des Haltens vorhandener beziehungsweise der Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe stehe. Angesichts günstigerer Steuersätze des Nachbarlandes seien hier Phantasie, Schnelligkeit und Flexibilität geragt. Dass solche Bemühungen erfolgreich sein könnten, habe das Großprojekt Hettich auf Bünder Gebiet gezeigt. Dass dies in Zusammenarbeit mit Kirchlengern geschafft wurde, sei nicht zuletzt »Widufix«, der Arbeitsgemeinschaft einer Vielzahl von Fachbehörden, darunter auch die Bezirksregierung, zu verdanken.
Breiten Raum widmete die Bürgermeisterin der Darstellung der so genannten freiwilligen Leistungen. Im Gegensatz zu anderen Städten und Gemeinden sie Tagesstätten, Schwimmbäder oder sonstige Sporteinrichtungen hätten schließen müssen, gehe Bünde einen anderen Weg. Noch immer sei ein breites Kulturangebot vorhanden, unter anderem im Universum. Investiert habe die Stadt auch in Sanierung und Ausbau des Hallenbades in Ennigloh (das im Anschluss besichtigt wurde). Machbar, so die Bürgermeisterin, durch den Umbau der Verwaltung mit der Bildung von stadteigenen Gesellschaften, in diesem Falle der Bäder GmbH. Durch deren privatwirtschaftliche Ausrichtung seien die Risiken einer, für Kommunen vorgeschriebenen, europaweiten Ausschreibung ausgeschlossen worden: »Ein Beispiel für aktive Wirtschaftsförderung«, leitete die Bürgermeisterin zum Umbau der Verwaltung ein, dessen nächster Schritt die Gründung einer Holding für die stadteigenen Gesellschaften sein wird.
Detailliert ließ sich die Regierungspräsidentin über die Aktivitäten des Gebäudemanagements und der Stadtmarketing GmbH unterrichten, bevor sie die Großbaustelle Hallenbad Ennigloh und die zur Sanierung/Umgestaltung anstehende Eschstraße in Augenschein nahm. Mit spürbarer Erleichterung nahm sie zur Kenntnis, dass in Bünde, anders als in anderen Kommunen, kein großes Klagelied angestimmt worden sei. Bemerkenswert sei auch die Einstellung von sechs Mitarbeitern des Außendienst-Ordnungsamtes was typisch für Großstädte sei. Den Eindruck, dass die Stadt Bünde nun gar keine finanzielle Probleme habe, wollte die Bürgermeisterin nicht aufkommen lassen. Hartz IV und erhöhte Kreisumlage belasteten die Stadt durchaus, hielt sie fest.

Artikel vom 16.02.2006