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Wettlauf der Discounter

In Gütersloh sollen an acht Stellen neue Supermärkte entstehen

Von Stephan Rechlin
Gütersloh (WB). Die ehemalige Tanzschule Neitzke ist ebenso Objekt der Begierde wie die Möbelfabrik Moralt an der Verler Straße. Die Dammstraße ist ebenso im Gespräch wie zwei Standorte an der Neuenkirchener Straße. Die Discounter haben Gütersloh im Visier und leisten sich einen mörderischen Verdrängungswettbewerb.

Acht Bauvoranfragen oder Bauanträge liegen der Stadtverwaltung bis heute vor. Einige liegen dort schon ziemlich lange auf Eis. Manche aber sind ganz frisch und drängen auf eine zügige Entscheidung. Vor allem die Gütersloher Ausfallstraßen haben es Aldi, Lidl Plus & Co. angetan. Mit der Möbelfabrik Moralt und der ehemaligen Holzhandlung Siekmann sind an der Verler Straße gleich zwei Standorte im Gespräch. Interesse gibt es auch für das Areal der ehemaligen Tanzschule Neitzke an der Ecke Hohenzollernstraße/Nordring. Dort hatte zunächst der Inhaber eines mongolischen Restaurants vergeblich versucht, dauerhaft Fuß zu fassen. An der Herzebrocker Straße wiederum bietet der Gütersloher Immobilienmakler Diekmannshenke ein Gelände in Nähe des Nordrings an. Immer wieder im Gespräch sind ferner Standorte an der Dammstraße (Thiesbrummel/Markötter), an der Ecke Neuenkirchener Straße/Linteler Straße und auf dem Vossen-Gelände an der Neuenkirchener Straße. Schließlich plant der Jibi-Markt in Friedrichsdorf eine Erweiterung um 700 Quadratmeter.
Renate Ahrens aus dem Stadtplanungsamt möchte diese Standorte weder bestätigen noch dementieren. Als Kundin hat sie nichts gegen Wettbewerb. Als Stadtplanerin sieht sie den Wettlauf um den besten Platz in der Stadt jedoch kritisch: »An den Ausfallstraßen entsteht ein Discounter nach dem anderen. Doch in der Innenstadt schließt der HL-Markt. Gerade dort bräuchten wir jedoch dringend einen Lebensmittelhandel.« Es sei nicht davon auszugehen, dass alle Filialen diesen Wettbewerb überstehen. Schon heute gebe es defizitäre Filialen, die nur gehalten würden, um den Standort nicht preisgeben zu müssen. »Falls die eine oder andere Filiale irgendwann einmal aufgegeben werden sollte, haben wir dort plötzlich eine leer stehende Immobilie.«
Stefan Genth, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Ostwestfalen-Lippe, pflichtet bei: »Das ist purer Kannibalismus.« Der Verband empfiehlt, auf die Nah- und Grundversorgung in den Stadtteilen zu achten. Der hemmungslose Verdrängungswettbewerb aber schade der Stadt.

Artikel vom 16.02.2006