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Gräber erinnern an den grausamen Krieg

Beverunger in Skenderaj / Kosovo

Beverungen (WB/-tg). Erschrocken und ernüchtert zeigten sich Beverunger Kommunalpolitiker über die Zustände im Kosovo. Besonders berührte sie die Situation der Partnerstadt Skenderaj mit ihren 15 000 Einwohnern.

Bei zahlreichen offiziellen Besuchen, so bei der UN, in der deutschen Botschaft, beim »Kreisdirektor« oder beim Bürgermeister der Stadt, konnten sie sich ein Bild über den Entwicklungsstand der Partnerstadt machen.
In der Öffentlichkeit stießen die Besucher aus Beverungen auf besondere Herzlichkeit und große Gastfreundschaft, die sie bisher noch nirgends erlebt hatten. Doch immer wieder bemerkten sie die Nachwirkungen des schlimmen Krieges zwischen Serbien und Kosovo, dem viele Menschen, insbesondere auch Kinder, zum Opfer gefallen sind. Bei diesen Auseinandersetzungen wurden die Infrastruktur des Landes und die kosovarische Wirtschaft fast vollständig zerstört.
Viele Gedenkstätten und geschmückte Gräber erinnern die Bevölkerung täglich an die unermesslichen Grausamkeiten des Krieges
In den Großstädten im Kosovo, wie Pristina oder Prizren sind die katastrophalen Zustände nicht auf Anhieb erkennbar. Doch in den ländlichen Gegenden herrscht bittere Armut. Wer es sich leisten kann, kauft sich einen Generator, denn Strom ist im ganzen Land noch Mangelware. Viele Häuser werden entweder gar nicht oder nur mit einfachen Holzöfen beheizt. Die Straßen sind so gut wie gar nicht ausgebaut.
Der Schulunterricht in Skenderaj erfolgt in zwei Containern, eine Hälfte wird vormittags, die andere nachmittags unterrichtet. Die Wege zur Schule sind für einige Kinder lang und gefährlich, ein Schulbussystem gibt es nicht. Die Schulräume sind äußerst ärmlich eingerichtet: ein alter Holzofen, ein Turngerät, eine Tafel - sonst nichts.
Auch das Rettungssystem in der Kosovo-Stadt ist marode. Zwei bereits vor Jahrzehnten ausgemusterte Feuerlösch-Fahrzeuge »gewährleisten« die Sicherheit für die rund 15 000 Einwohner der Stadt Skenderaj. Die Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr erhalten einen Lohn von rund 80 Euro im Monat. Die Kosten für Lebensmittel sind so hoch, wie in Deutschland.
Zwei ausgesonderte gespendete Krankentransportwagen gehören zum Gesundheitssystem in Skenderaj, ein einziger Arzt ist für die ganze Stadt zuständig und die medizinischen Geräte sind oftmals 60 Jahre alt.
Die Beverungen Besucher waren sich spontan einig: Wir müssen helfen. So wurde beschlossen, die Spenden anläßlich der Eröffnung des Gesundheitszentrums in Beverungen dem Krankenhaus in Skenderaj zu spenden. Es soll ein Transport organisiert werden, damit die Sach- und Geldspenden in voller Höhe ankommen.

Artikel vom 15.02.2006