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Kein Preis, aber ein kostenloses Mittagsmenü

Stadt untersagt Verkaufsveranstaltung

Von Heiko Johanning
Versmold (WB). Ihren dritten Hauptpreis wollten sie sich abholen, einen »Comfort Staubsauger«, Modell »Wet & Dry-3300 Universal«. Doch diesen Preis gab es gestern gar nicht. Mehr als 25 Personen waren für 10 Uhr ins Gasthaus »Zur Post« eingeladen worden - von einer Firma AT Promotion aus Bremen.

Doch diese Firma gibt es laut Auskunft des Ordnungsamtes der Stadt Versmold nicht. Aus diesem Grund wurden gestern Vormittag Udo Kerschkowski und Indra Lindert vom Ordnungsamt aktiv und untersagten die Veranstaltung. Denn nicht der versprochene Staubsauger als dritter Preis nach einer »Winteraktion 2006« sollte ausgehändigt werden, sondern die 25 Personen, die es sich im Saal der Gaststätte bei Frank Wukota gemütlich gemacht hatten, hätten »Gesundheitsprodukte« erwerben können.
Doch eine schriftliche Anmeldung für solch eine Veranstaltung lag der Stadt nicht vor. Das hätte aber der Fall sein müssen, um überhaupt die Aussicht auf eine Genehmigung zu haben. Wegen dieses Verstoßes gegen die Bestimmungen der Gewerbeordung wurde die Veranstaltung durch die Mitarbeiter des Ordnungsamtes kurzerhand untersagt.
Für den freien Handelsvertreter Reinhard Dustal aus Bremen, der eine Reisegewerbekarte vorlegen konnte, kam diese Absage völlig überraschend: »Ich entschuldige mich für dieses Vorgehen«, sagte er den versammelten Gästen. »Ich komme nicht von der Firma AT Promotion, sondern habe gestern Abend einen Anruf erhalten, für einen erkrankten Kollegen die Veranstaltung durchzuführen«, sagte er den meist über 60-jährigen Besuchern.
Er habe mit der Ausgabe eines dritten Preises nichts zu tun, wollte eigentlich Gesundheitsprodukte anbieten, die es ohnehin ab 1. April in den Apotheken zu kaufen gebe. Zwischenrufen einiger erboster Gäste, die auf die Herausgabe des dritten Preises drängten, sagte er ab: »Ich weiß davon nichts. Wenden Sie sich schriftlich an diese Firma.« Doch nach Auskunft des Ordnungsamtes handelt es sich bei AT Promotion um eine »Briefkasten-Firma«. Indra Lindert: »Ich habe das überprüft. Diese Firma gibt es in Bremen nicht.«
Als »Dankeschön« fürs Kommen sagte der Handelsvertreter den Gästen schließlich das ihnen in der Einladung versprochene kostenlose Mittagessen zu. »Die Getränke müssen Sie aber selber bezahlen. Die andere Veranstaltung findet nicht statt«, entließ er sie. Wie Fachbereichsleiter Hans-Jürgen Matthies erklärte, sei ein Bußgeld-Verfahren eingeleitet worden. »Die Leute sind unter dem Vorsatz gekommen, hier ihren Gewinn abzuholen und wollten nicht zu einer Verkaufsveranstaltung. Das ist unlauter. Wir haben diese Veranstaltung untersagt, um die Kunden zu schützen und werden das immer wieder so tun, wenn uns die entsprechenden Informationen aus der Bevölkerung, wie in diesem Fall, vorliegen würden.«
»Zur Post«-Betreiber Frank Wukota sagte, bei ihm sei ein Geschäftsessen für 25 Personen angemeldet worden. Bereits vor einem Jahr war eine ähnliche Verkaufsveranstaltung im Altstadthotel, die als »Tagung« getarnt war, aufgeflogen -Êder VERSMOLDER ANZEIGER berichtete exklusiv. Die Gäste konnten seinerzeit »Gesundheitspräparate« für 998 Euro kaufen. Auch hier handelte es sich um eine Firma aus Bremen, die diese Veranstaltung nicht bei der Stadt angemeldet hatte. Die Stadt hatte damals ein saftiges Bußgeld verhängt.

Artikel vom 15.02.2006