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Die Brücken zwischen den
Sektoren gehen verloren

Lehrer erhalten Einblicke in Zuckerindustrie

Espelkamp/Minden-Lübbecke (Re). Wo und wie wird Zucker heute überall verarbeitet? Was wird aus dem weißen Kristall alles hergestellt? Dem Zucker auf der Spur waren 80 Pädagogen aus ganz Ostwestfalen, darunter auch Lehrer des Söderblom-Gymnasiums.

Im Rahmen einer Lehrerfortbildung, organisiert vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband, besichtigten sie den Süßwarenhersteller »Storck« in Halle. Die Lehrer verfolgten den Weg des Zuckers bis zum Endprodukt. »Die August Storck KG zählt heute mit etwa 4000 Mitarbeitern zu den bedeutendsten Unternehmen in der Süßwarenindustrie«, erzählte Dr. Hans-Jürgen Noske, Wissenschaftlicher Direktor des Unternehmens. Matthias Claus, Leiter Forschung und Entwicklung für Zuckerwaren, gab den Pädagogen eine Einführung in die Zuckerverarbeitung und die Produktpalette des Süßwarenherstellers.
In mehr als 90 Ländern ist das familiengeführte und international tätige Unternehmen Storck mit seinen Marken aktiv. Auch über die Geschichte des Zuckers wurde einiges erzählt: Mit der Entdeckung des Rübenzuckers legte der Berliner Chemiker Andreas Markgraf den Grundstein, dass Zucker einer breiten Bevölkerungsschicht zugänglich wurde.
Damals gab es nur den teuren Zucker aus Zuckerrohr, ein Privileg der Adeligen. Mit der Entdeckung des Rübenzuckers 1747 war der erste Schritt zur modernen Rübenzuckerindustrie getan. Und heute verzehrt der Bundesbürger jedes Jahr knapp 34 Kilogramm Zucker.
Im zweiten Teil der Fortbildung ging es um das Thema Zucker als Welthandelsprodukt. Unter dem Motto »Auch morgen noch Zucker aus heimischen Rüben?« berichteten Rübenanbauer über die Auswirkungen der Brüsseler Beschlüsse zur EU-Zuckermarktordnung. »Die Zuckermarktreform wurde radikal erneuert, was für uns Rübenanbauer ein herber Einschnitt ist«, stellte der Landwirt Hannes Dicke-Wentrup aus Werther fest.
Während der Fortbildung erhielten die Lehrer Informationen über das Weltzuckeraufkommen sowie die Globalisierung in der Nahrungsmittelproduktion.
»Die Brücken zwischen der Landwirtschaft mit ihren vor- und nachgelagerten Bereichen und unserer heutigen Gesellschaft gehen mehr und mehr verloren«, erklärte der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Minden-Lübbecke, Karl-Heinz Becker. »Wir wollen verdeutlichen, dass die Land-, Agrar- und Ernährungswirtschaft mit über vier Millionen Arbeitsplätzen ein ernst zunehmender Wirtschaftsfaktor ist.«

Artikel vom 16.02.2006