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»Würde jederzeit wieder so handeln«

Landwirt Karl Stolpmann jagt mit seinem Traktor Einbrecher durch die Vehlager Wälder

Von Felix Quebbemann
Espelkamp-Vehlage (WB). Es ist wohl der Albtraum eines jeden Hausbesitzers, wenn er in der Nacht bemerkt, dass sich Einbrecher in seinen vier Wänden befinden.

Auch Karl Stolpmann und seine Frau Wilma mussten dies in den Morgenstunden des vergangenen Samstag erleben. Doch der Einbrecher hatte nicht damit gerechnet, dass Karl Stolpmann den Langfinger mit seinem Traktor verfolgen würde. Und als Verstärkung hatte der 54-jährige Landwirt aus Vehlage sechs Fahrzeuge aus der Nachbarschaft dabei. »Ich habe gar nicht weiter darüber nachgedacht und bin dem Einbrecher hinterher«, so Stolpmann.
Doch was war passiert? Am Samstagmorgen gegen 2 Uhr fängt Hündin Eyka an zu bellen. Wilma Stolpmann erklärt: »Ich bin nach unten und habe den Hund beruhigt.« Da auch der Bewegungsmelder nicht angesprungen war hatte sich Wilma Stolpmann nichts weiter gedacht. Nach wenigen Minuten wurde Eyka wieder laut. Da begab sich Karl Stolpmann nach unten. Als er die Wohnungstür aufmachte lief Eyka zum Stall. Der Hund kam kurze Zeit später wieder. Aber da war Karl Stolpmann schon klar, dass sich ein Fremder auf dem Hof befinden muss. »Im Stall waren die Rinder unruhig.« Schließlich erkannte der Landwirt das blinkende Licht einer Taschenlampe.
»Der Einbrecher hatte zwei Fahrräder, zwei Motorsägen und eine Flex aus der Werkstatt entwendet«, so Stolpmann. Die Räder hatte der Einbrecher durch den Stall bis zu den Silos geschoben. Dann wurde er vom Landwirt gestört. Der Unbekannte flüchtete. Aber er hatte die Rechnung ohne den couragierten 54-Jährigen gemacht. Erst habe er den Hof unter die Lupe genommen -Êim Schlafanzug, so Stolpmann. Auch die Milchwagenfahrerin, die um diese Uhrzeit die Höfe abfährt, habe sich gewundert, »als ich vor ihr stand und sie nach einem Unbekannten gefragt habe«. Kurzerhand stieg der Landwirt in sein Auto und fuhr bis zum Parkplatz am Kleihügel. »Doch der Einbrecher war wie vom Erdboden verschluckt.« Als der 54-Jährige jedoch den Wald an der Desteler Straße und an der Twiehauser Straße abfuhr, entdeckte er eine Gestalt, die im Gebüsch verschwand.
»Damit hatte der Einbrecher nicht gerechnet. Er ließ sofort die beiden Motorsägen fallen«, so Stolpmann. Aufgrund der Nässe konnte der Landwirt mit seinem Auto nicht hinterher. Also fuhr er zum Hof zurück und setzte sich mit seinem Traktor in Bewegung. Zuvor alarmierte er noch die Nachbarschaft, die mit sechs Autos die inzwischen ebenfalls verständigte Polizei verstärkte.
»Der australische Schäferhund unserer Nachbarin bewachte das Gebüsch, wo ich den Einbrecher gesehen hatte«, so Stolpmann. Die Suche im Wald blieb jedoch erfolglos. Nachdem die Polizei den Fall aufgenommen hatte, begaben sich Karl Stolpmann und ein Nachbar nochmals auf die Suche. »Schließlich konnte der Mann ja zu Fuß nicht verschwinden.« Und als die beiden zum Abschluss an der Desteler Straße auf eine Wiese leuchteten, entdeckten sie einen auberginefarbenen Opel Vectra GT mit ausländischem Kennzeichen. Im Licht einer blinkenden Taschenlampe - ohne Scheinwerfer -Êwollte der gerade wenden.
Nach einem kurzen Gespräch mit dem Fahrer -Êer war etwa 30 Jahre alt und hatte eine Glatze -Ê erklärte Stolpmann, dass er die Polizei verständigen werde. »Und da ist er mit einem Affenzahn an uns vorbeigefahren. Wir hatten leider zwischen unseren beiden Autos eine Lücke gelassen«, ärgert sich Stolpmann. Ob der Mann im Vectra der Einbrecher war, ist nicht bekannt. »Doch hatten auch Jogger am Freitag einen Mann in einem Waldstück beobachtet, der einen auberginefarbenen Vectra fuhr und sich verdächtig verhielt«, sagt der 54-Jährige. Angst habe er keine gehabt, als der dem Einbrecher hinterher ist. »Auch die Polizei hat gesagt, dass das wohl kein Profi gewesen ist.« Und Stolpmann erklärt: »Ich würde jederzeit wieder so handeln.« Und auf eine starke Nachbarschaft könnte Stolpmann dabei auch bauen.

Artikel vom 16.02.2006