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Der Wachmann war zu schnell

Freispruch für zwei verhinderte Diesel-Diebe vom Stadion-Gelände


Paderborn (hh). Das Laufduell ging über 400 Meter - dann blieb Anatoli R. (21) entkräftet und außer Atem einfach mitten auf dem Acker bei Elsen stehen. Widerstandslos ließ der junge Auszubildende sich festnehmen.
Mit seinem Freund Johann K. (20) war er nachts zur Baustelle der Paragon-Arena gefahren. In ihrem Auto, das sie etwa 150 Meter vom Stadion-Gelände entfernt geparkt hatten, fand die Polizei später sieben leere Benzinkanister mit einem Fassungsvolumen von 110 Litern und seinen Plastikschlauch. Als unerwartet der Wachmann mit seiner Taschenlampe auftauchte, hatten die beiden gerade den Tankverschluss eines Baggers aufgeschraubt. Erschrocken rannten die Burschen davon. Den einen erwischte der offensichtlich wesentlich besser trainierte Security-Mann, der andere kam daraufhin freiwillig zurück.
Den Sicherheitsdienst hatte die Baufirma angeheuert, weil sich nächtliche Spritdiebstähle in der Vergangenheit häuften.
»Wir wollten aber gar nichts klauen, nur gucken, ob überhaupt Diesel drin ist«, behauptete Anatoli R. ganz keck vor dem Paderborner Amtsgericht. Und sein Kumpel sagte lieber »gar nix«.
Die Taktik hatte Erfolg - Richter Günter Köhne sprach beide Angeklagte vom Vorwurf des versuchten Diebstahls frei. Denn zum Versuch war es ja auch noch nicht gekommen. »Die Vorbereitungshandlung für einen beabsichtigten Diebstahl, wie etwa das Ausbaldowern eines Tatorts, ist an sich nicht strafbar«, machte der Richter deutlich. Hätten sie bereits einen Kanister bei sich gehabt, wären sie wohl verurteilt worden.
In diesem Fall ist der Wachmann einfach zu schnell gewesen. Dass Anatoli und Johann mit den voran gegangenen Diesel-Diebstählen etwas zu tun haben, ließ sich ebenfalls nicht nachweisen.

Artikel vom 15.02.2006