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Menschen in unserer Stadt
Andreas Müller
Weinstuben-Wirt

Wenn es einen Preis für Liebenswürdigkeit gäbe, Andreas Müller (45) hätte ihn verdient. Der Chef der »Pfälzer Weinstube« in Herford scheint ein Naturtalent in Sachen Contenance zu sein. Auch wenn es noch so brummt in seinem Lokal, findet er immer noch ein freundliches Wort, ein Lächeln für seine Gäste. Und wenn es die Zeit erlaubt, setzt er sich gern auf einen Plausch zu ihnen. 80 Prozent seiner Gäste sind Stammgäste, jung und alt. Einmal im Jahr unternimmt er mit ihnen eine Reise zu den Pfälzer Weingütern, die die Weinstube beliefern.
Im gemütlichen Ambiente des Fachwerkhauses in der Herforder Innenstadt hört man keine laute, fetzige Musik, dafür schon mal italienische Opern, Müllers Leidenschaft. Der gelernte Küchenmeister und studierte Hotel-Betriebswirt ist ein musischer und kreativer Mensch. Liebevoll dekoriert er sein Lokal, und als Musikliebhaber spielt er seit 32 Jahren Altflöte im Spielmannszug im heimischen Werste. »Das ist mein Ausgleich für Beruf«, meint er. Mehr Ausgleich kann er sich allerdings kaum leisten. »Ich habe, seit ich die Weinstube betreibe, noch nie richtig Urlaub gemacht.« Und dennoch bereut er den Schritt in die Selbstständigkeit nicht.
Er arbeitete als Bankett-Chef im Kölner Hyatt-Hotel, als ihn vor sechs Jahren der Ruf nach Herford erreichte. »Eigentlich wollte ich nicht weg aus Köln.« Doch das schmucke Fachwerkhaus und die Arbeit mit deutschen Weinen reizten und ließen ihn das Angebot von Hausbesitzer Rolf Langejürgen annehmen. Auch seiner Familie verdankt er viel, fünf Brüdern und seiner Mutter, der er schon als kleiner Junge beim Kochen half. »Ich wollte schon immer Koch werden, weil das ein kreativer Beruf ist.« Im Handumdrehen zaubert er himmlische Desserts, und sein Weinstuben-Salat hat schon Promi-Status. Alles frisch, nichts aus der Tüte, ist seine Devise. Drei Service-Fachkräfte und Koch Thorsten Weyerts stehen ihm zur Seite.
Andreas Müller ist auch Mitglied im Vorstand des Wirte-Vereins - ein Mensch, der im stressigen Beruf aufgeht und dennoch Mensch bleibt. Sein Lebensmotto »Lebe und diene« passt genau auf seinen Typ, denn, sagt er, »ich lebe gern, und ich bin gern für andere da.« Helga Ruß

Artikel vom 15.02.2006