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»Wir sind kein Komödiantenstadl«

Proben für das neue Stück »Der weiße Hai 1-4« laufen auf Hochtouren

Von Moritz Winde (Text und Fotos)
Löhne-Obernbeck (LZ). So etwas hat es noch nicht gegeben. Die Theatergruppe der Kirchengemeinde Obernbeck ist sich nicht zu schade, sich im neuen Stück selbst aufs Korn zu nehmen. Ganz im Gegenteil: »Es macht sogar einen großen Spaß«, sagt Regisseur und Hauptdarsteller Hans-Wilhelm Homburg. Am 18. Februar feiert »Der weiße Hai 1-4« Premiere.
Für Theater-Urgestein Werner Birk ist »Der weiße Hai 1-4« die letzte Vorstellung auf der Bühne. Als Zuschauer bleibt er der Laienspielgruppe aber treu.

Dass die 13-köpfige Laienspielgruppe einen großen Anspruch an sich selbst hat, ist spätestens seit der letzten Inszenierung von vor zwei Jahren klar. Damals betrat die Gruppe mit dem Drama »Gefährliches Wissen« ebenso neue Wege, wie es bei dem neuen Thema der Fall ist. Denn »Der weiße Hai 1-4« ist wiederum kein Stück, das in das typische Bild von Theatergruppen hinein zu passen scheint. »Wir sind kein Komödiantenstadl, sondern versuchen immer wieder spezielle, außergewöhnliche Dinge zu bieten«, sagt Hans-Wilhelm Homburg. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht viel zu lachen gibt, betont er. Die Obernbecker machen sich jedoch auf der Bühne nicht über andere lustig, sondern halten sich selbst den Spiegel vor.
Das heitere Spektakel um den berühmten Fisch aus den bekannten Kinofilmen der siebziger Jahre stammt wie schon das letzte Stück aus der Feder von David Lindemann. Der junge, freie Autor lebt und arbeitet in Berlin und hat díe einzelnen Rollen den Schauspielern auf den Leib geschrieben.
Lange Zeit war er selbst Mitglied der Laienspielgruppe. »Er kennt uns am besten und weiß, wer wo seine Stärken hat«, erklärt Hans-Wilhelm Homburg, der, je näher die Premiere rückt, eine gewisse Aufregung nicht verbergen kann. Und das, obwohl der 55-Jährige seit 27 Jahren auf der Bühne steht. »Trotzdem ist es immer wieder ein aufregendes Gefühl«, gibt der Beamte zu, der sich in den vergangenen zwei Wochen vor der Uraufführung jeden Abend mit der 20-köpfigen Crew zum Proben im Gemeindehaus trifft. Schließlich muss noch an vielen Ecken gefeilt werden, damit die Premiere gelingt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass während des schier aussichtslosen Kampfes der Laienspielgruppe mit dem weißen Meeresmonster nach Herzenslust gestritten wird. »Eben wie beim richtigen Zusammensein einer Theatergruppe«, sagt Bernhard Riedl und beginnt zu lachen. Als lustiger Bademeister ist der Heilerziehungspfleger auf der Bühne zu sehen.
Das gemeinsame Erarbeiten und anschließende Präsentieren vor Publikum ist nach Meinung des 40-Jährigen die Herausforderung am Theaterspiel. »Der Applaus ist der schönste Lohn«, pflichten ihm Magdalena Lindemann (19) und Frauke Baurichter (16) bei. Die beiden Schülerinnen sorgen als Strandmädchen für Erheiterung.
Werner Birk hat sich zwischenzeitlich in den Probenraum geschlichen und verfolgt das Geschehen. Er gründete die Theatergruppe der Kirchengemeinde Obernbeck vor 27 Jahren mit. Für den 77-Jährigen ist der selbstironische Klamauk um den weißen Hai sein Abschiedsstück. Als draufgängerischer, lässiger Hai-Jäger mit Sonnenbrille und Zigarette ist das Urgestein auf einem Jet-Ski in einem Video-Einspieler zu bewundern. Eine Rolle auf der Bühne zu übernehmen, das traute er sich wie schon im letzten Stück nicht mehr zu. »Es ist an der Zeit abzutreten«, sagt Werner Birk in seiner gewohnt ruhigen, wohl klingenden Art. Er möchte Platz für Jüngere machen. Außerdem falle ihm das Auswendiglernen schwer. »Als ich das Drehbuch las, konnte ich mit den Gags nichts anfangen und wunderte mich stets, warum alle anderen lachten«, erzählt Birk. Erst nachdem er den Hollywood-Film gesehen hatte, verstand er. Und musste dann ebenfalls lachen.
l Gemeindehaus Obernbeck: Samstag, 18. Februar, 20 Uhr, Samstag, 25. Februar, 20 Uhr und Sonntag, 26. Februar, 17 Uhr.
l Werretalhalle: Freitag, 3. März, 20 Uhr und Samstag, 4. März, 20 Uhr.
l Theater im Park Bad Oeynhausen: Samstag, 25. März, 19.30 Uhr.
Karten gibt es im Gemeindebüro Obernbeck, im Kulturamt und im Haus des Gastes in Bad Oeynhausen.

Artikel vom 15.02.2006