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Netzwerk für
Demenzkranke

Stärkung der Gesundheitsregion

Bad Oeynhausen (WB). Verbesserungen in der Versorgung demenzkranker Menschen soll ein neues Projekt erreichen. Der Startschuss fiel jetzt bei der Eröffnungstagung in Minden. Beteiligt sind auch Einrichtungen und Kliniken aus Bad Oeynhausen. Konkret soll ein neues Netzwerk binnen zwei Jahren die Zusammenarbeit bereits bestehender Einrichtungen verbessern und ausbauen.


Das Projekt mit dem Namen »Incarenet« entstand im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative Equal der Europäischen Union. Es widmet sich vorrangig den Themen Pflege und integrierte Versorgung. Beantragt hat es die Berliner Bundesverwaltung der Gewerkschaft Verdi gemeinsam mit ISA Consult, die bundesweit neun Einzelprojekte von Incarenet betreuen. Die Steuerung im Mühlenkreis obliegt der Ausbildungsgemeinschaft der Wirtschaft (AGW) unter Leitung von Dr. Ewald Schlüter.
Schlüter stellte die Planungen detailliert vor: Neben der Lebensqualität Demenzkranker soll die Kompetenz von Pflegekräften erhöht werden. Ferner verfolge das Projekt verschiedene betriebswirtschaftliche Ansätze. Hierzu gehöre die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der beteiligten Einrichtungen ebenso wie Sicherung der vorhandenen Arbeitsplätze. Modellhafte Berechnungen sollen belegen, dass das Netzwerk unter dem Strich eine Ersparnis bringt.
Auf die finanziellen Rahmenbedingungen ging auch Landrat Wilhelm Krömer ein. Er betonte die Notwendigkeit solcher Strukturen, warnte aber auch: »Die Stärkung der Gesundheitsregion Minden-Lübbecke ist ein komplexes Unterfangen.« Wirtschaftlichkeit sei dabei ein unverzichtbarer Bestandteil aller Planungen. Krömer wörtlich: »Es gilt also Bestehendes wettbewerbsfähig zu machen und Neues wirtschaftlich zu initiieren.«
Fast 100 Besucher erhielten im Preußenmuseum durch Fachvorträge Einblick in mögliche Versorgungsstrukturen. Sabine Kirchen-Peters stellte ein Versorgungsmodell Demenzkranker aus Kaufbeuren vor. Durch Verminderung von Heimeinweisungen kam es hier zu deutlichen Einspareffekten im Gesundheitswesen.
Dr. Margret Steffen aus der Verdi-Bundesverwaltung erläuterte, weshalb sich eine Gewerkschaft in diesem Projekt engagiere: »Wir wollen den anstehenden strukturellen Wandel im Gesundheitswesen mitgestalten.« Ziel sei eine Verbesserung des Systems unter Beteiligung von Arbeitnehmerinteressen. Ferner gelte es, integrierte Versorgungskonzepte in Deutschland einzuführen.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion stand die Versorgungskette für Demenzkranke im Kreis im Vordergrund. Hier diskutierten Prof. Dr. Udo Schneider (Chefarzt der Abteilung Psychiatrie, Krankenhaus Lübbecke), Christina Weng (Gesamtpersonalratsvorsitzende der Kliniken im Mühlenkreis), Hans-Joerg Deichholz (Sozialdezernent des Kreises Minden-Lübbecke), Dr. Alexander Hemmersbach (Chefarzt der Neurologischen Abteilung, Johanniter-Ordenshäuser Bad Oeynhausen), Manfred Berndt (Werksarztzentrum Minden), Sabine Kirchen-Peters (Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Ifo-Institut Saarbrücken) und Dr. Ewald Schlüter (Geschäftsführer der AGW, Minden).
Kreissozialdezernent Hans-Joerg Deichholz unterstrich die Notwendigkeit einer Kostenentlastung für Kreis und Kommunen. Gesamtpersonalratsvorsitzende Christina Weng plädierte für eine Stärkung des psychosozialen Bereichs.

Artikel vom 15.02.2006