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Vorsprung nur durch Innovation

Firma Siedenburger aus Rahden will Marktanteile im Gewächshausbau gewinnen

Von Michael Nichau
Rahden (WB). »Wir können in Deutschland nur durch Innovationen die Nase vorn haben«, erklärt Jens Riemer, Geschäftsführer der Firma Siedenburger Gewächshausbau. Gerade hat das Rahdener Unternehmen den »Umweltpreis Gartenbau« des Nordrhein-Westfälischen Umweltministeriums gewonnen.

Die Firma Siedenburger, gegründet 1933 von Erich Riemer in Frankfurt/Oder und seit 1958 in der Auestadt ansässig, entwickelte gemeinsam mit dem Forschungszentrum Jülich, der Universität Bonn und der Centrosolar Glas GmbH eine neue, energiesparende Scheibe für so genannte Produktions-Gewächshäuser, also Glashäuser, in denen Pflanzen herangezüchtet werden.
»Mit Produktions-Gewächshäusern machen wir gut ein Drittel unseres Jahresumsatzes. Zwei Drittel des Geschäftes machen Verkaufs-Gewächshäuser aus«, berichtet Riemer. Das sind Glashäuser mit wärmegedämmten Scheiben, wie sie etwa an Bau- und Gartenmärkten anzutreffen sind. »Die Gewächshäuser, etwa von Marktkauf in Espelkamp und Lübbecke, von Bierenriede in Oppenwehe sowie weitere im Altkreis haben wir gebaut«, so Riemer. Haupt-Standbein seiner Firma, die durchschnittlich 13 Millionen Euro Jahresumsatz verbuche, sei der Bau dieser »schlüsselfertigen« Verkaufs-Gewächshäusern (von der Planung über Bauantrag, Herstellung und Aufbau). Sie werden in ganz Deutschland und Österreich ausgeliefert.
Dritte Produktlinie, die zumindest vom Umsatz her eine untergeordnete Rolle spielt, sind Wintergärten in einfachen und rechteckigen Gewächshaus-Formen. »Davon könnte unser Betrieb nicht allein leben«, schränkt Riemer ein.
Mit dem neuen, energiesparenden Gewächshausglas will Siedenburger mehr Marktanteil im Bereich der Produktions-Gewächshäuser gewinnen. »Gegen die Holländer, die billige Gewächshäuser Ývon der StangeÜ produzieren und aufbauen, können wir nur mit Innovationen ankämpfen«, erklärt der 40-jährige Geschäftsführer. Das Thema ist hoch aktuell: Bei Produktions-Gewächshäusern wird eine deutlich geringere Schneelast in die Statik einberechnet. Der Grund: Sie haben keine Doppelglasscheiben und durch die Heizung taut der Schnee einfach ab. »Das kostet allerdings auch Energie. Und da setzen wir an«, so Riemer. Die vom Rahdener Unternehmen, das etwa 80 Mitarbeiter beschäftigt, entwickelte Verglasung besteht aus einer hoch-lichtdurchlässigen Scheibe aus Spezialglas, das acht Prozent mehr Licht passieren lässt. »Alleine das ist für den Gartenbauer wichtig, denn ein Prozent mehr Licht bedeutet ein Prozent mehr Ertrag«, zitiert Riemer eine alte Gärtner-Erfahrung.
Die von Siedenburger entwickelte Verglasung kann mehr: Sie isoliert wie eine Doppelglasscheibe, lässt aber immer noch mehr Licht durch als herkömmliches Glas. »Wir kleben im Prinzip eine Folie aus einen Fluor-Polymer mit doppelseitigem Klebeband auf die Spezialglasscheibe, die zusätzlich strukturiert ist und für Streulicht sorgt. In der Glasscheibe ist ein Loch, durch das die so genannte ETFE-Folie mit Luft aufgeblasen wird«, erläutert Riemer die Neuheit. »Damit haben wir den wärmedämmenden Effekt einer Doppelglasscheibe.«
Der Kunde erhält also praktisch ein Produktionsgewächshaus mit mehr Lichteinfall, das Energie spart. Dennoch könne das Gewächshaus mit der üblichen leichteren Statik errichtet werden. »Bei Schneefall kann man die Luft ablassen. Die Folie legt sich glatt auf das Glas. Der Isoliereffekt ist weg und man kann den aufliegenden Schnee ÝabheizenÜ wie bei der herkömmlichen Einfach-Verglasung.«
Der Clou der Erfindung: Die wärmedämmende Wirkung ist durch das Einblasen oder Ablassen der Luft regelbar. So sei zum Beispiel auch eine Entfeuchtung des Gewächshauses durch Kondensation an den Glasscheiben möglich, ohne die Fenster zu öffnen und Wärme zu verlieren, erklärt Riemer. »Zudem ist die Folie aus dem neuen Kunststoff extrem belastbar und altert nicht.«
»Wir versprechen uns von der Innovation eine Belebung des Geschäftsbereiches der Produktions-Gewächshäuser«, so der Geschäftsführer, der 1996 das Geschäft von den Gebrüdern Riemer in dritter Generation übernommen hat.
»Wir haben einen Vorteil: Bei uns kommt alles aus einer Hand. Wir konzentrieren uns auf den heimischen Markt und wollen uns ständig weiterentwickeln. Der Erfolg kann nur über Kompetenz kommen«, meint Jens Riemer.

Artikel vom 15.02.2006