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Radiostimmen haben Gesichter bekommen

Eins Live Comedy-Tour: Johann König zum Finale

Von Silvia Scheideler
Delbrück (WV). Wer Radio hört, macht sich auch eine Vorstellung von den Menschen hinter den Stimmen. Dass die nicht immer zutrifft, hat am Sonntagabend die Eins Live Comedy-Tour 2006 »Geheimer geht's nicht« in der ausverkauften Stadthalle gezeigt. Wer glaubt schon, dass der kleine junge Zivi von nebenan gleichzeitig in der Grillstube Saloniki arbeitet? Oder Willi und Biene Mayer in einer Person stecken? Dass das funktioniert, haben die Comedians von Eins Live bewiesen. Die Serienhelden bekamen dabei Hilfe von Johann König, dem unglaublichen Heinz und Mirja Boes.

Anfangs kam die Comedy-Maschinerie nur schleppend in Schwung. Es brauchte ein wenig, bis das junge Publikum auftaute und sich von »Onkel Fisch«, dem Moderatoren-Duo Adrian Engels und Markus Riedinger, mitreißen ließ. Aber dann liefs rund bei den AkteurenÉ
Das Duo »Ulan & Bator« verbreitete »Halbbildung to go« und konnte dabei nicht verbergen, dass sie einen an der Wollmütze haben. Zwischen Psychoberatungsgesprächen, Fernseh-Gewinnshows und Werbeblöcken hin- und herzuspringen - kein Problem für »Ulan & Bator« alias Frank Smilgies und Sebastian Rüger in der »Zappokalypse«.
Mit Anekdoten aus ihrem Teenie-Tagebuch und Kuss-Geschichten von Schlauchbootlippen wie Chiara Ohoven hatte Comedy-Fernsehstar Mirja Boes das Publikum auf ihrer Seite. Schließlich kann beim Küssen fast jeder mitreden und -lachen, sei es der »Kuss-Typ Waschmaschine im Schleudergang« oder die »Kino-Armkobra«.
Dass er nicht nur die Lache von Ex-Bundeskanzler Schröder drauf hat, bewies der Mann der 100 Stimmen: Elmar Brandt. Wer die Augen schloss, konnte meinen, Kaiser Franz, Alfred Biolek, Schumi, Helmut Kohl, Kanzlerin Merkel und Klinsi stehen gemeinsam auf der Bühne.
Vielseitig zeigte sich auch »Onkel Fisch«, Urgestein der Eins Live Comedy-Szene: mal als Opa mit den »doofen Ohren« und Zivi mit aufgemotztem Rollstuhl, dann als Pedros und Mykonos in der Grillstube Saloniki. Ähnlich wandelbar, ohne große Bühnenshow zeigte sich »Attacke Pinguin«: mal homosexueller Willi und die Biene Mayer, wenige Minuten später Herr Bert und Ährnie oder Musiklehrer Lempinsky.
Der unglaubliche Heinz (Heinz Gröning) zeigte allen: »Zärtlichkeit hat ein Gesicht - meins.« Mit Schnellsprachakrobatik und gesungenen Frauengeschichten machte er einen auf Frauenversteher.
Für ihn allein, so schien es, waren einige Gäste gekommen: Kabarettist Johann König beschrieb in nicht immer freundlichen Halbsätzen seinen Blick auf die Gesellschaft und machte den Comedy-Abend mit seinem Auftritt perfekt. Anschließend gaben die Stars von Eins Live für alle Fans im Stadthallen-Foyer noch Autogramme.

Artikel vom 14.02.2006