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Enorme Präsenz
und Virtuosität

Ehepaar David in der Hochschulaula

Von Gerd Büntzly
Herford (HK). Dem großen französischen Komponisten Ernest Chausson (1855 bis 1899) war das jüngste Aulakonzert der Hochschule für Kirchenmusik gewidmet, gestaltet vom Ehepaar Lukas David (Violine) und Anja David (Klavier).

Als Höhepunkt des Abends erklang Chaussons Concerto op. 21 für Violine, Piano und Streichquartett. Für das Streichquartett hatten die Davids sich ihre jungen Meisterschüler dazu geholt: Imge Tilif und Mehmed Ali Yücel spielten Violine, Sibylle Langmaak und Milena Bender Viola und Lukas Wittermann das Violoncello.
Chaussons Concerto schwelgt in impressionistischen Klängen, und das Anfangsmotiv hat geradezu orientalischen Charakter. Während Lukas David mit Verve den Part der Solovioline übernahm, sekundierte ihm das Streichquartett mit meist warmen, manchmal auch starken Klängen, immer aber in wunderbarer Geschlossenheit.
Imge Tilif hatte die schwere Aufgabe, als 1. Geigerin des Quartetts Kontakt sowohl zum Violinsolisten als auch zu der in ihrem Rücken spielenden Pianistin Anja David zu halten, und sie schaffte das mit fast unmerklichen Gesten. Lukas Wittermann am Cello pflegte den schwelgerischen romantisch-schönen Ton. Den Klavierpart, mit Kaskaden von Klängen, Läufen und Arpeggien, bewältigte Anja David mit Bravour. Nach dem virtuosen Kopfsatz folgt eine »Sicilienne«, deren wiegender Rhythmus aber keine Folklore vortäuscht, sondern bald ebenfalls wieder ins Virtuose spielt, nicht anders als der folgende langsame und der Schlusssatz.
Vorbereitet wurde das Chausson-Concerto durch Mendelssohns Streichquintett op. 87 und César Francks Violinsonate in A-Dur. Bei letzterer hätte vielleicht der Deckel des Flügels nicht ganz offenstehen dürfen, denn in der kleinen Aula dominierte das Klavier etwas zu sehr. Das Werk beginnt mit einer erstaunlichen Dissonanz, einem Nonenakkord, der wie eine Frage die folgende Musik einleitet. Die Präsenz und Virtuosität des 75-jährigen Lukas David war unglaublich.
Mendelssohns Streichquintett ist im Grunde wie Chaussons Concerto auf weite Strecken eine Solovioline mit Quartettbegleitung. Er schreibt viel Tremolobegleitung für das Quartett vor und erzeugt damit eine nervös-erregte Stimmung. Diese Dramatik wurde von allen aufs Beste gemeistert, allerdings war das Scherzo etwas überhastet und fiel auseinander. Das schmälerte allerdings nicht den ungemein positiven Gesamteindruck des Abends, für den sich die Zuhörer mit viel Applaus bedankten.

Artikel vom 15.02.2006