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Ungläubige Fans, gefasste Trainer

Spenger Testspielsieg gegen GWD Minden mit gegensätzlichen Auswirkungen

Von Lars Krückemeyer
Spenge (HK). Scheinbar unbemerkt nehmen Walter Schubert und Holger Kaiser ihre Plätze zur Pressekonferenz ein. Dort, wo sonst stürmischer Beifall für einen Sieg des TuS Spenge oder anerkennender Applaus für die Leistung der Gastmannschaft ertönt, herrscht bei den Fans diesmal betretenes, ja ungläubiges Schweigen. Das 26:38-Debakel des Handball-Zweitligisten gegen die Ahlener SG hatten auch die Zuschauer noch nicht verarbeitet.

Immerhin hatten die beiden Trainer schnell die Fassung wieder gefunden und wählten passende Worte. Wer einen euphorisch kommentierenden ASG-Coach Kaiser erwartet hatte, der sah sich getäuscht. »Es war sensationell, was wir ohne Linkshänder gegen die beste Deckung der Liga gespielt haben. Das war eine fast fehlerfreie Partie von uns, wir haben auch in dieser Höhe verdient gewonnen. Aber zwölf Tore sind nicht der wahre Unterschied zwischen diesen beiden Mannschaften. Im nächsten Jahr wird es wieder enger«, gab der von einer Stirnhöhlenvereiterung geplagte Kaiser sehr gefasst wirkende zu Protokoll.
Ein Wiedersehen im nächsten Jahr - davon geht Kaiser aus -Êwürde also den Klassenerhalt des TuS Spenge bedeuten. Doch dazu bedarf es gerade in den wichtigen Auswärtsspielen bei Hauptkonkurrent Varel (dort konnten die Spenger noch nie gewinnen), und abgeschlagenen Teams aus Fredenbeck (dort gab es schon in der vergangenen Saison nur ein blamables Unentschieden) und Usedom einer erheblichen Steigerung gegenüber den beiden letzten Spielen in Bernburg und gegen Ahlen. »Es hat sich schon in der ersten Halbzeit angebahnt, was auf uns zukommt. Da waren es nur Jan Rüter und Stefan Dessin, die geworfen haben. Und mir war bis heute auch nicht klar, dass man so viele einfache Gegentore mit Sperre und Absetzen an den Kreis bekommen kann. Mir wäre es lieber gewesen, wir hätten im Testspiel gegen GWD Minden ordentlich auf die Mütze bekommen, dann hätten wir vielleicht mit einer besseren Einstellung gespielt«, fasste Spenges Trainer Walter Schubert diesen rabenschwarzen Abend seiner Mannschaft zusammen. Für GWD hatte die Blamage in Spenge am vergangenen Dienstag übrigens eine heilsame Wirkung: die Übermannschaft des THW Kiel wurde sensationell mit 32:30 überrumpelt!
Noch viel angespannter als beim TuS Spenge, ist die Lage bei zwei direkten Konkurrenten. Laut einem Bericht der Deutschen Presseagentur (dpa) muss der SV Post Schwerin um die Lizenz für die kommende Saison bangen. »Wir haben Verbindlichkeiten von rund 190 000 Euro«, sagte Karl-Heinz Ode, der seit mehreren Monaten die Finanzen des Vereins überwacht. Dabei hat sich nach Worten von Trainer und Geschäftsführer Norbert Henke der Schuldenberg bereits deutlich reduziert. Schwere Vorwürfe erheben die Schweriner Verantwortlichen gegen die ehemaligen Geschäftsführer Peter Horstmann und Michael Krieter. »Ihnen muss man mangelndes wirtschaftliches Denken unterstellen. Das hatte schon fast fahrlässige Züge«, sagte Ode. Henke fügte hinzu: »Sollten sich diese Fakten bestätigen, werden wir notwendige Schritte einleiten.«
Auch bei der HSG Niestetal-Staufenberg rumort es weiter. Trainer Hans-Jürgen Ursinus drohte nach der 27:35-Niederlage in Berlin. »Wenn sich nicht bald etwas ändert, bin ich nicht mehr lange hier«, beklagt der nach eigenen Angaben unentgeltlich arbeitenden Ursinus schlechte Trainingsbedingungen und die mangelnde Unterstützung aus den Reihen des TSV Heiligenrode. »Außer den Fußballern hilft uns keiner«, sagte Bundesliga-Obmann Reinhard Reuße in Bezug auf fehlende Hallenzeiten.

Artikel vom 15.02.2006