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Vor 40 Jahren mit der Raupe
einen Neuanfang gemacht

Alfons Rasch erinnert sich gut an Sünne Peider 1966

Von Heiko Johanning
Versmold (WB). Vor 40 Jahren wagte eine Familie, deren Name heute nicht mehr wegzudenken ist, in Versmold einen Neuanfang: Schausteller Alfons Rasch stellte zum St. Petri-Markt Versmold im Februar 1966 erstmals eine Raupenbahn auf. »Ich hatte damals den Platz vor dem alten Amtsgebäude, der heutigen Stadtsparkasse in der Münsterstraße«, erinnert sich Alfons Rasch (71) an seinen Start in Versmold.

Damals war alles noch anders, ein wenig beschaulicher als heute, eben ländlicher. »Vor 40 Jahren stand noch gar nicht so viel Platz zur Verfügung. Es gab einen »schiefen Turm«, die Raupe der Familie Feldmann, einen Auto-Scooter, das Kinderkarussell von Otto Gehner, ein altes Riesenrad und eben meine Raupenbahn«, erinnert sich Alfons Rasch, der gebürtiger Hamburger ist. Gemeinsam mit seinem Schwiegervater war der junge Alfons oft unterwegs. »Er hatte einen eigenen Mandelverkaufswagen. Da bin ich oft mitgefahren auf die Dörfer in Schleswig-Holstein zu den Kirmesveranstaltungen. Mit 23 Jahren habe ich mich dann selbständig gemacht.«
Zunächst war es eine Schießbude, die sich Alfons Rasch leisten konnte. Später kam dann eine Raketenbahn dazu. »Von Bielefeld aus besuchten wir die umliegenden Gemeinden Dornberg, Spenge, Enger und als dann mein Schwiegervater sich eine große Raketenbahn zulegte, durften wir auch auf die größeren Kirmessen gehen«, weiß Alfons Rasch noch aus den 1960er Jahren zu berichten.
Vor 40 Jahren zog es Alfons Rasch dann nach Oesterweg. »Das war für mich der Startschuss, um bei Sünne Peider dabei zu sein. Doch zunächst musste ich Otto Buddemeier überreden, mir überhaupt einen guten Platz zu geben.« Otto Buddemeier war zu jener Zeit Leiter des städtischen Ordnungsamtes, der gemeinsam mit Otto Hagemann als Platzmeister die Platzvergabe für die Schausteller koordinierte.« Als ihm Buddemeier nicht den Platz zuwies, den sich Rasch erbeten hatte, schaltete er den damaligen Bürgermeister Hermann Oberschelp ein. »Der musste dann wohl erst mit Buddemeier ein paar Worte gewechselt haben, denn im nächsten Jahr erhielt ich den Platz, den ich haben wollte«, erinnert sich Rasch.
Schon vor 40 Jahren war an den drei Tagen immer viel los: »Freitagmorgen gingen die meisten Bauern zum Viehmarkt auf den alten Sportplatz hinter Wehmann. Waren sie dort am späten Vormittag fertig, ging es zunächst in die Kneipen, wo ordentlich getrunken wurde.« Erst dann sei man über die Marktmeile gegangen. »Am Samstag und am Sonntag kamen dann die Familien mit Kindern sowie die Auswärtigen. Das ist heute noch genau so wie damals«, sagt Rasch. 20 bis 25 Pfennig kostete vor 40 Jahren eine Fahrt mit der Raupe, eine Fahrt mit dem Autoscooter 50 Pfennig und für einen Schuss in der Schießbude musste man 20 Pfennige auf den Tisch legen.
Damals wie heute sind die Schausteller auf die Bereitschaft der Besucher, Geld bei Sünne Peider auszugeben, angewiesen. »Ende Oktober war für uns Saisonschluss mit der Herbstkirmes in Bielefeld und es ging erst Ende Februar mit Sünne Peider weiter. Dazwischen war nichts. Heute gibt es noch Weihnachtsmärkte, die wir besuchen können. Dennoch ist es ganz schön knapp geworden mit dem Verdienst«. Stöhnen will Rasch jedoch nicht. »Das ist nun einmal unser Berufsrisiko«, sagt Alfons Rasch.

Artikel vom 14.02.2006