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»Wir leben von der Substanz«

Synode des Ev. Kirchenkreises: konsequenter Konsolidierungskurs und inhaltliche Neukonzeption

Kreis Höxter (WB). »Entspannung ist noch nicht in Sicht!« Auf der Finanzsynode des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn eröffnete der Vorsitzende des Finanzausschusses Martin Gasse seinen Lagebericht mit dem Verweis auf dauerhaft sinkende Kirchensteuereinnahmen und die Notwendigkeit, den eingeschlagenen Sparkurs konsequent weiter zu verfolgen.

Er appellierte an die Solidarität aller Gemeinden und Einrichtungen untereinander und forderte weiterhin »kreative Ideen zu Einsparungen oder Mehreinnahmen«.
Die Synode des Kirchenkreises Paderborn vertritt die Belange von mehr als 84 000 evangelischen Christinnen und Christen in den Kreisen Paderborn und Höxter sowie in der Exklave Lügde im Kreis Lippe. Rund 120 stimmberechtigte Mitglieder - Theologen und Laien - beschlossen im Paderborner Martin-Luther-Zentrum über den Haushalt des Jahres 2006 mit einem Volumen von rund 14,7 Mio Euro.
Der Haushalt des Kirchenkreises sieht wie bereits in den letzten Jahren Rücklagenentnahmen vor, um die Ausgaben zu decken: 413 000 Euro kommen aus der Ausgleichsrücklage, 200 000 Euro aus der Bau- und Substanzerhaltungsrücklage; ein Teil der Zinseinnahmen verbleibt außerdem im Haushalt, anstatt wie üblich zur Vermögenserhaltung eingestellt zu werden. »Wir leben von der Substanz«, kommentierte Verwaltungsleiter Jürgen Jurczik. Dabei konnten bereits einige Maßnahmen zur Haushaltskosolidierung umgesetzt werden: Pfarrstellen wurden abgebaut oder durch das Erteilen von Religionsunterricht an Schulen teilweise refinanziert. Wie Superintendentin Anke Schröder mitteilte, wurden auch in der Jugendarbeit, in der Mediothek und im Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt Stellen oder Stellenanteile gekürzt. Auf diese Weise sowie durch weitere Maßnahmen wurde der Haushalt 2006, verglichen mit dem Vorjahr, im Bereich der Personalkosten um rund 410 000 Euro entlastet. Weitere Einsparungen gab es beispielsweise in den Kindertageseinrichtungen, in der Erwachsenenbildung und im Stephanushaus Borchen. In Bezug auf Küsterdienste, Kirchenmusik und Gemeindesekretariate ist der Kirchenkreis derzeit in umfangreichen Verhandlungen mit den betroffenen Mitarbeitern: »Hier scheinen in den meisten Fällen einvernehmliche Lösungen möglich zu sein«, kommentierte die Superintendentin am Wochenende. Angeregte Diskussionen gab es schließlich über das weitere Vorgehen zur Finanzkonsolidierung, werden doch in den folgenden Jahren weitere Kirchensteuer-Mindereinnahmen erwartet. »Der Prozess der Aufgabenkritik ist weiter zu führen«, forderte Verwaltungsleiter Jürgen Jurczik. So soll unter anderem eine Gebäudestrukturanalyse Einsparpotenziale im Bereich der Gebäudeerhaltung und -nutzung aufzeigen. Alle Kirchengemeinden sowie die kreiskirchliche Ebene seien außerdem dazu aufgefordert, eine ausführliche Konzeption für die weitere Arbeit zu entwickeln. »Dabei sollen die Ergebnisse des landeskirchlichen Reformprozesses ÝKirche mit ZukunftÜ wichtige Eckpunkte sein«, sagte Schröder. Kirchengemeinden seien außerdem dazu aufgerufen, nach stärkeren Vernetzungen innerhalb der Regionen zu suchen.
Der Vorsitzende des Finanzausschusses Martin Gasse fand hierfür deutliche Worte: Er denke »nicht nur an die mögliche Zusammenlegung der Verwaltung, sondern auch an die Zusammenlegung von Gemeinden oder ganzen Kirchenkreisen. Mir sei auch die Frage erlaubt, warum es in NRW eigentlich drei Landeskirchen gibt.« Erste Ergebnisse zur inhaltlichen Neukonzeption von Gemeinden und Kirchenkreis sollen auf der Herbstsynode am 27. Oktober vorliegen.

Artikel vom 13.02.2006