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Alte Hits frisch und
entstaubt vorgetragen

»Ferrari Küßchen« in der Stadthalle Höxter

Höxter (WB). Für einen äußerst vergnüglichen Abend sorgte das Hannoveraner Quintett »Ferrari Küßchen« in der Aula der VHS in Höxter. Die Freie Kulturinitiative Höxter hatte die drei Sängerinnen und zwei Sänger eingeladen, und die legten mit Musikalität und Charme eine kesse turbulente A-Capella-Show aufs »Parkett«.

Die »Ferrari Küßchen« erzählen kleine skurrile Geschichten, wie die vom gefährlichen Arztbesuch, oder von allzu menschlichen Verhaltensweisen während der Chorprobe. Mini-Dramen eben, die das Leben fast so schreibt. Da weiß man nicht, wo die Interpretation aufhört und die clowneske Parodie beginnt.
Frech und witzig gestylt singen die Fünf erst einmal »Kling Glöckchen klingeklingeling« - na das kann ja heiter werden - und das wird es dann auch; denn es folgen Schlag auf Schlag Songs und Schlager die jeder im Ohr hat. Wer erinnert sich nicht daran, als Trude Herr »Ich will keine Schokolade« grölte, oder Heintje mit seinem gefühlvollen »Mama« auf die Tränendrüsen drückte. Oder die gar schreckliche Geschichte vom Massenmörder Haarmann, die Küßchen machen daraus eine Story im Dixieland-Stil.
Die alten Hits kamen frisch und entstaubt in neuem musikalischen Gewand daher und nicht nur das - die »Fünf« zelebrieren eine temperamentvolle Show, eine Mischung aus Gesang und Kabarett, angereichert mit komödiantischen Elementen.
Wenn die Protagonisten durch die jüngere Musikgeschichte turnen, schaffen sie es mühelos ihre großen Vorbilder, ob sie nun Prince, Janis Joplin oder Comedian Harmonists heißen, wunderbar zu persiflieren. Jeder der »Fünf« verkörpert einen eigenen Typus; da gibt es die Diva, das Mauerblümchen, die Vamp-Hexe, den Gentleman und den Proleten. Aber eins haben alle Akteure gemeinsam; Temperament und Spaß an der Sache.
Als Heintje schmachtet Volker Bublitz seine »Mamaaa« an und alle weinen zum Herzerweichen mit. Köstlich wenn Sylvia Reck als alternde Tina Turner über die Bühne humpelt und den Rock'n Roll zu neuem Leben erweckt. Und das »Kling Glöckchen« vom Anfang? Das begegnet dem gutgelaunten Publikum noch fünf mal - immer wieder anders. Mal als Rockabilly-Elvis-Fassung, mal in einer russischen Kalinka-Version.
So ernst ist das Alles nicht zu nehmen, aber ein Abend der Spaß und Laune machte. Dagmar Korth

Artikel vom 13.02.2006