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Tag der Entscheidung rückt näher

Dr. Siegfried Friedrich und Rolf Nottmeier im Gespräch über das Lizenzierungsverfahren

Lübbecke (WB). Nur noch wenige Wochen, dann sind die Vereine der ersten und zweiten Liga beziehungsweise deren wirtschaftliche Träger aufgefordert, ihre Unterlagen, die zur Erteilung der Lizenz für die Saison 2006/2007 erforderlich sind, beizubringen. Dr. Siegfried Friedrich, unabhängiger Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, und Rolf Nottmeier, Vorsitzender Richter am Arbeitsgericht Minden, unterstützen in der neu gegründeten Lizenzierungskommission den HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann bei den Entscheidungen. In einem Gespräch äußerten sich beide über Möglichkeiten und Chancen des neu strukturierten Lizenzierungsverfahrens.

Das diesjährige Lizenzierungsverfahren geht allmählich in die heiße Phase. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die kommenden Wochen?Dr. Siegfried Friedrich: »Wir erhoffen uns ein Lizenzierungsverfahren mit deutlich verbesserten Unterlagen, sodass wir rascher in die Entscheidungsphase eintreten können. Aus diesem Grunde haben wir eine - übrigens sehr gut frequentierte - Weiterbildungsmaßnahme für unsere Vereinsvertreter durchgeführt, in deren Verlauf wir das Verfahren in seiner Komplexität dargestellt haben und die entsprechend zu einer noch größeren Transparenz des gesamten Sachverhalts beigetragen hat.«




















Rolf Nottmeier: »Deshalb hegen wir die Hoffnung, dass es in diesem Jahr nicht so schlimm kommen wird wie im vergangenen Jahr, als die HBL Vereinen die Lizenz verweigern mussten.«

Das Lizenzierungsverfahren wurde in wesentlichen Teilen verändert. Heute entscheidet nicht mehr der HBL-Vorstand, sondern eine eigens eingesetzte Lizenzierungskommission über die Erteilung. Warum?Friedrich: »Mit dieser gravierenden Änderung haben wir die Entscheidungsgremien ohne Vereinsvertreter besetzt, um uns vom Vorwurf des Eigennutzes frei zu machen und dem Gremium eine größtmögliche Unabhängigkeit zu gewährleisten. Wir wollten vermeiden, dass Vereinsvertreter durch Mitgliedschaft Einblicke in die wirtschaftlichen Verhältnisse ihrer Konkurrenz erhalten.«
Nottmeier: »Es war also nur konsequent, dass die HBL eine neutrale Einheit schuf: mit dem HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann, der qua Amtes zur Neutralität verpflichtet ist, da er sämtliche Vereine der ersten und zweiten Liga vertritt, mit einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer und mit einem Richter.

Auch die zeitliche Schiene wurde geändert.Friedrich: »Stimmt. Anfang März erwarten wir die Unterlagen der Vereine. Wir räumen natürlich entsprechende Fristen zur Nachbesserung ein. Schließlich ist es das Ziel der Lizenzierungskommission, alle Vereine durch zu bekommen und nicht, sie zu gängeln.«

Die Prüfung der Unterlagen durch einen unabhängigen Gutachterausschuss ist auch in diesem Jahr wieder fester Bestandteil des Lizenzierungsverfahrens.Friedrich: »Das ist unverändert. Der Gutachtersausschuss prüft die Vorjahresabschlüsse, die Planungsrechnungen, die notwendigen Zwischenbilanzen und die Auflagenerfüllungen. Dann gibt er eine Empfehlung an die Kommission, die für diese bindend ist.«

Eine Empfehlung, die bindend ist?Nottmeier: »Der Gutachterausschuss prüft die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Vereine. Das ist - wenn auch ein wichtiger - lediglich Teil des gesamten Lizenzierungsverfahrens. Im Bereich der reinen Zahlen, ist die Entscheidung des Ausschusses bindend, bei allen anderen Punkten einschließlich der Gesamtentscheidung bleibt die originäre Zuständigkeit bei der Lizenzierungskommission.«

Hat das Lizenzierungsverfahren aufgrund der Ausschlüsse von TuSEM Essen und Wallau am Ende der vergangenen Saison weiter an Akzeptanz gewonnen.Friedrich: »Ich glaube, das Lizenzierungsverfahren hatte auch vorher schon eine hohe Akzeptanz, weil es sich zum Ziel setzt, auch künftig Handball auf höchstem Niveau zu sichern. Die Erteilung der Lizenz ist so etwas wie eine Eintrittskarte in ein Markenhaus, das nicht zuletzt aufgrund dieses Verfahrens eine saubere Außenwirkung erreicht hat. Aufgrund der einschneidenden Konsequenzen für TUSEM und Wallau ist die Akzeptanz noch einmal gewachsen.«

Und was, wenn ein wirtschaftlicher Träger eines Vereins mit Ihrer Entscheidung nicht einverstanden ist?Nottmeier: »Die Bekanntgabe der Entscheidungen der Lizenzierungskommission über die Erteilung der Lizenzen an die 57 Vereine der 1. und 2. Liga wird gebündelt an einem Tag, möglichst bereits Ende April/Anfang Mai 2006 erfolgen. Ist ein Verein mit der Entscheidung der Lizenzierungskommission nicht einverstanden, besteht zunächst die Möglichkeit, beim Vorstand der HBL Beschwerde einzulegen. Bestätigt der Vorstand der HBL die Entscheidung der Lizenzierungskommission hat der Verein, wie im Vorjahr TUSEM, Wallau, Willstätt und die Füchse noch die Möglichkeit der Anrufung des Ständigen Schiedsgerichts der HBL. Die Lizenzierungsrichtlinien gewährleisten somit für alle Vereine ein ordnungsgemäßes, an rechtsstaatlichen Grundsätzen orientiertes Lizenzierungsverfahren.«

Artikel vom 15.02.2006