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Genialer Humor in Echtzeit

Springmaus-Ensemble bereichert die »Kultur in der Provinz«

Von Jörn Petring
Hiddenhausen (HK). Angela Merkel bekommt einen in einer Filmrolle verpackten Rock geschenkt. Was sich unsinnig anhört, ist es auch. Wunderbar hirnverbrannte Ideen setzte die Kabarettgruppe »Springmaus« aus Bonn am Freitagabend in der Aula der Olof-Palme-Gesamtschule in Lippinghausen um.

Was als klassischer Stand-Up -Comedy Abend startete, erinnerte nach einigen Sketchen zum Aufwärmen mehr und mehr an einen vertrauten »Tabu-Spielabend« im Kreis der Familie.
Zugegeben, eine recht große Familie war es - mit mehr als 500 Besuchern war die OPG restlos ausverkauft - die sich da am Freitagabend vor Lachen krümmte, als es für die vier Comedians galt, abstrus zusammengewürfelte Ideen des Publikums in szenische Improvisationen umzusetzen.
Marion Silke Vennemann, Norbert Frieling, Michael Becker und Paul Hombach zeigten sich wieder als eingespieltes Team. Vier Wörter genügten den »Impro-Pofis«, um Hymnen, Raps oder Theaterszenen förmlich aus dem Boden zu stampfen.
Das Ergebnis waren keine platten Gags, sondern Witz mit Hintergrund, zugeschnitten auf die Region. Besonders zu leiden hatten so Besucher aus dem benachbarten Bünde und der »Rentnermetropole« Bad Salzuflen.
Egal ob solo, als Duo, Trio oder Quartett, dialogisch oder nach bewährtem Rotationsprinzip, die vier Akteure wussten die Einwürfe des Publikums umzusetzen und so aus einfachen Frage-Antwortspielen einen Großangriff auf das Zwerchfell aller Besucher zu starten.
Auch Freitag zeigte sich, dass ein unverzichtbarer Teil des Springmaus-Erfolges in der Fähigkeit besteht, sich auf die Schüppe zu nehmen. Da kann auch mal ein Sketch daneben gehen, der geplante Schlag mit dem Neandertalerknüppel aus Plastik eine Spur zu stark ausfallen - durch eine gekonnte Improvisation wird die Situation wieder gerettet. Das macht eben die Stärken der »Springmaus« aus. Die ersten Szenen - durch kurze Kommentare zusammengewürfelte Gags zum eher abgenutzten Thema »Beziehung«, waren zwar sehenswert, aber noch nichts Außergewöhnliches. Treffend bezeichnete es Norbert Frieling als »Aufwärmprogramm«. Ein gespielter Witz amüsiert ein Publikum zwar, kommt aber bei weitem nicht an die Schlagkraft eines aus der Situation heraus entwickelten Stegreifdialoges heran. Die »Springmaus «bietet mir ihrem Auftritt seit Jahren ohne Frage einen frühen Jahreshöhepunkt des kulturellen Hochlebens in der Provinz.

Artikel vom 13.02.2006