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»Ich habe einen sehr,
sehr guten Eindruck«

BBL-Geschäftsführer Jan Pommer im Interview

Paderborn (WV). 180 Minuten nahm sich Jan Pommer - seit zehn Monaten Geschäftsführer der BBL -ÊZeit, um sich von Präsident Udo Fölling und Sportdirektor Dr. Nima Mehrdadi erstmals vor Ort über die Pläne der Schröno Paderborn Baskets informieren zu lassen. Ob das Führungsduo des Zweitliga-Tabellenführers den Juristen überzeugen konnte, verriet er im Gespräch mit WV-Sportredakteur Elmar Neumann.

Herr Pommer, mit welchem Eindruck haben Sie sich nach dem dreistündigen Gespräch aus Paderborn verabschiedet?Jan Pommer: Ich habe einen sehr, sehr guten Gesamteindruck von den wirtschaftlichen und sportlichen Planungen, die mir von Vereinspräsident Udo Fölling und Sportdirektor Dr. Nima Mehrdadi aufgezeigt wurden. Wenn so weiter gearbeitet wird, bin ich sehr optimistisch, dass wir in der kommenden Saison einen neuen Erstligisten namens Schröno Paderborn Baskets in der ersten Liga begrüßen dürfen - die sportliche Qualifikation natürlich vorausgesetzt. Die letzte Entscheidung hat logischerweise der Lizenzausschuss der BBL zu treffen, aber da auch ich diesem Gremium angehöre, weiß ich, welche Regeln dort gelten.

Mit welchen Vorkenntnissen sind Sie zur Visite nach Paderborn gefahren?Jan Pommer: Als Jurist halte ich mich lieber an Fakten als an Informationen aus zweiter Hand. Ich weiß, dass in Paderborn nicht das Hau-Ruck-Verfahren bevorzugt, sondern seit einigen Jahren sehr solide und langfristig angelegte Arbeit geleistet wird. Auch das stimmt mich ausgesprochen zuversichtlich.

Demnach sind Sie auch davon überzeugt, dass Paderborn neben einer erstligareifen Mannschaft auch eine eben solche Halle auf die Beine stellt?Jan Pommer: BBL-Standard ist eine Halle mit einer Kapazität von mindestens 3000 Plätzen. Diese Anforderung muss nicht gelegentlich oder irgendwann im Laufe der Saison, sondern vom ersten bis zum letzten Spieltag erfüllt werden und die Paderborner Planungen sowie die mir vorgelegten Zahlen genügen in jedem Fall. Wenn die Halle um entsprechende Tribünen erweitert wird, ist die »3000 plus x« erreicht und damit der Kernpunkt erfüllt. An einem angemessenen Presse- und VIP-Bereich ist uns ebenfalls gelegen, aber diese Forderungen sind von weitaus geringerer Bedeutung. Wir sind uns im Klaren darüber, dass das Sportzentrum Maspernplatz optisch wohl nicht gerade zu den schönsten Hallen der BBL zählen wird, aber dafür wird den Schröno Paderborn Baskets ja vielleicht schon in der übernächsten Saison eine nagelneue Multifunktionshalle zur Verfügung stehen. Da ist es nicht so dramatisch, dass das Sportzentrum nicht über Zuschauerplätze an allen vier Seiten verfügt. Das ist nicht optimal, aber auch keine zwingende Voraussetzung. Die Entscheidungsträger in der BBL sind mit einer erheblichen Portion Realismus ausgestattet. Wir wissen, dass es grober Unsinn wäre, eine vierte Tribüne zu erzwingen und damit von Verein und Kommune eine gewaltige Investition zu verlangen, die in der neuen Multifunktionshalle ohne Zweifel wesentlich besser aufgehoben wäre.

In der BBL wurde zuletzt auch über eine Aufstockung des Hallenstandards auf 5000 Plätze diskutiert. Wäre es aus Ihrer Sicht fahrlässig, in Paderborn jetzt eine Halle mit geringerem Fassungsvermögen zu bauen, um dann in ein paar Jahren erneut vor einem Hallenproblem zu stehen?Jan Pommer: Ja, zumal diese Diskussion sicherlich in absehbarer Zeit weiter geführt wird. Ich fände es weitsichtig und würde es sehr begrüßen, wenn man in Paderborn diese mögliche Entwicklung in die Planungen miteinbezöge. Zumal ich bei der Größe des Umfelds und Einzugsgebietes hier im Ostwestfälischen gute Möglichkeiten sehe, die Zuschauerzahlen noch erheblich zu steigern. Vereine wie Bamberg und die Artland Dragons Quakenbrück müssen jetzt handeln, weil die Hallen zu 100 Prozent ausgelastet sind - auch ein solches Problem bliebe den Baskets dann wohl erspart.

Die BBL hat eigenmächtig beschlossen, mit der Saison 2006/2007 wieder eine Relegationsrunde einzuführen. Soll aus der ersten Liga eine geschlossene Gesellschaft werden?Jan Pommer: Auch die BBL ist für Blutauffrischung, wie sie der Liga in dieser Saison durch Aufsteiger Bremerhaven und in der kommenden vielleicht durch einen Neuling Paderborn widerfährt. Doch solange die zweite Liga nicht eingleisig ist, bereitet es mir große Sorgen, einen Erstligisten ins Unterhaus zu entlassen. Die Kluft ist viel zu groß - sportlich und finanziell. Der Status quo war auch die Grundlage unserer Entscheidung. Kommt die eingleisige Liga, werden wir zur alten Regelung mit direktem Aufstieg zurückkehren. Auch die BBL ist für sportliche Durchlässigkeit. Ein Verein wie die Deutsche Bank Skyliners Frankfurt dient momentan aber als einleuchtendes Beispiel für unsere Entscheidung: Eine Riesen-Stadt und eine tolle Truppe, die in dieser Saison jedoch von unglaublichem Verletzungspech verfolgt wird - ein Engagement in einer zweigleisigen zweiten Liga wäre einem Sponsor wie »Deutsche Bank« nur schwer zu verkaufen. Solche Fälle gilt es abzufedern.

Artikel vom 11.02.2006