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NWD meistert
Beethoven

Herforder Musiker in Amsterdam

Bünde/Amsterdam (BZ). In goldenen Lettern zieren die Namen der bedeutendsten Komponisten, aber auch hierzulande kaum bekannter niederländischer Tonsetzer die Wände des Amsterdamer Concertgebouw. Bach, Mozart, Haydn, Wagner und Ravel sind hier ebenso zu finden wie nationale Berühmtheiten wie Alphons Diepenbrock, Johannes Verhulst und Julius Röntgen.

Selbstverständlich darf in dieser Huldigung ein Name nicht fehlen: Ludwig van Beethoven. Mit seiner 9. Sinfonie wurde am 11. April 1888 das Concertgebouw feierlich eröffnet. »Freude, schöner Götterfunken« erklang es jetzt auch wieder in dem weltberühmten Konzertsaal mit der legendären Akustik. Mit einem reinen Beethoven-Programm war die Nordwestdeutsche Philharmonie Herford bereits zum dritten Mal zu Gast in Amsterdamer Musentempel.
Unter der Leitung des japanischen Dirigenten Shunji Aratani eröffnete die Nordwestdeutsche Philharmonie ihr Konzert mit Beethovens Ouvertüre zu »Fidelio«, deren einprägsames Thema in perfektem Zusammenspiel vom Orchester hervorragend interpretiert wurde.
Die Erfahrung in der Opernarbeit, die die NWD jüngst in Minden bei der »Tannhäuser«-Produktion erneut auf die Probe gestellt hat, kam ihr bei der Begleitung der Sopranistin Julia Sukmanova in der Konzertarie »Ah Perfido« zu Gute. Strahlend in der Höhe und bei den für einen Sopran tiefen Tönen außerordentlich präsent stellte die russische Sängerin die Zerrissenheit einer von der Liebe enttäuschten Frau dar - schwankend zwischen Zorn und Trauer und Verzweiflung.
Ein Publikumserfolg war Beethovens »Neunte« bei ihrer Uraufführung am 7. Mai 1824 in Wien. Insbesondere dem 4. Satz mit dem Schlusschor über Schillers »Ode an die Freude« mag man zwiespältig gegenüberstehen. Auch im Amsterdamer Concertgebouw hinterließ dieses Finale keinen ganz ungetrübten Eindruck, vermisste man doch bei der Darbietung der vier Vokalsolisten (Julia Sukmanova, Alla Gorobchenko, Alex Vermeulen, Julian Hartman) die in Schillers Ode beschworene Einigkeit. Vor allem das ungewöhnliche Tempoverständnis des Tenors Alex Vermeulen stellte das Orchester vor große Herausforderungen.
Als besonders bemerkenswert bleibt neben einzelnen solistischen Glanzpunkten das Rezitativ von Celli und Bässen in Erinnerung, dessen Aussagekraft die Streichergruppen in sehr schönem Zusammenspiel herausarbeiteten. Der mit 36 Mitgliedern angereiste Konzertchor der Hochschule für Kirchenmusik Herford ergänzte den japanischen Choir of Sumida und zeigte sich dabei in stimmlicher Bestform. Auch bei ihrem dritten Gastspiel im Concertgebouw gab es für die NWD »standing ovations« vom Publikum.

Artikel vom 11.02.2006