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Müller trifft doppelt und sieht »Rot«

Paderborns Kapitän hofft auf Hilfe aus Ahlen

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). »Es war das beste Spiel unseres Kapitäns in dieser Saison«, war SCP-Präsident Wilfried Finke mit René Müller hochzufrieden. Doch für Paderborns doppelten Torschützen (24./36.) war es auch einer der kürzesten Einsätze für den SCP: In Minute 55 zeigte ihm Schiedsrichter Wolfgang Walz die Rote Karte.

Der Unparteiische aus Pfedelbach wird zwar einen Sonderbericht anfertigen, doch was da drin stehen könnte, ahnten am Sonntagnachmittag in Ahlen schon alle: Tätlichkeit. »Alles andere würde keinen Sinn machen und einen Platzverweis auch nicht rechtfertigen«, meinte Paderborns Geschäftsführer Michael Born. Der Rotsünder reagierte nach dem Spiel richtig angefressen: »Ich habe Ralf Keidel auflaufen lassen, dafür gibt es die gelbe Karte. Aber mehr war's nicht«, meinte »Mülli«, der auch auf seinen Gegenspieler hofft: »Wenn Keidel ein fairer Sportsmann ist, geht er zum Schiri und sagt, dass ich ihm nicht den Ellenbogen ins Gesicht gedrückt habe.«
Born besorgte sich noch in Ahlen vom WDR eine DVD von dem Spiel und betrieb am Abend eine erstes TV-Studium. Sein Urteil: »Es war keine Tätlichkeit.« Auf jeden Fall wird der SCP zu dem Vorfall schriftlich Stellung beziehen. Denn wie das DFB-Sportgericht den Platzverweis letztlich bewertet, ist ganz entscheidend für die Höhe des Strafmaßes. Denn Müller, der in seiner Karriere zum dritten Mal vorzeitig gehen musste, könnte im günstigsten Fall mit einem Spiel Sperre davon kommen, es könnten aber auch leicht vier Wochen werden.
»Es ist unglaublich schade für René. Er war in der ersten Halbzeit der Spieler des Spiels«, bedauerte auch Trainer Jos Luhukay die Rote Karte. Mit einer Bewertung (»Ich will erst die TV-Bilder sehen«) hielt sich der Holländer aber noch zurück. Über die sportliche Vorstellung gab's dagegen überhaupt keine Diskussionen. »René macht zwei tolle Tore und hat noch zwei hundertprozentige Möglichkeiten auf dem Fuß. Das war insgesamt eine klasse Vorstellung.«
Bereits eine Minute vor dem Führungstor musste Müller schon treffen. Nach einem Zuspiel von Garry de Graef (23.) zog er sofort ab und zwang Ahlens Schlussmann Timo Reus zu einer ersten Glanztat.
60 Sekunden später schlug's dann aber ein. Nach einem Stockfehler von Jan Velkoborsky, der Müller den Ball praktisch in die Füße spielte, zog der 31-Jährige sofort ab und traf. Nur sechs Minuten später legte Roel Brouwers für Müller auf, der erneut an Reus scheiterte.
»So ein Ding muss man weg machen«, war der Mindener mit seiner Quote selbst nicht zufrieden. Doch das sollte sich noch vor der Pause ändern. Nach einem klugen Zuspiel von Daniel Brinkmann auf Müller (36.) marschierte er allein auf Reus zu und traf zum entscheidenden 2:0.
Etwas traurig war zur Pause Müllers Ehefrau Nicole. »René hat noch nie einen Hattrick geschafft. Heute war er so dicht dran«, ärgerte sich die Blondine und ahnte da noch nicht, dass im zweiten Durchgang noch viel bittere Minuten folgen würden.

Artikel vom 13.02.2006