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»Rockende Ruhrpott-Opis« geben Gas

Herbert Knebel und sein »Affentheater« strapazieren die Lachmuskeln im Neuen Theater

Espelkamp (KaWe). »I'm walking« spielte die Musik, und auf die Bühne des Neuen Theaters Espelkamp kamen in 70er-Jahre-Sportmontur -Ê ausgerüstet mit dem modernsten Equipment zum neuen Breitensport -ÊHerbert Knebel und seine drei Kumpanen vom »Affentheater«.
Auch musikalisch wussten die Künstler zu überzeugen.

Zuerst Stöcke schwingend, hielten die vier dann mit dem Nordic Walking inne. »Wer hat sich dat Nordic Walking bloß ausjedacht?«, fragen sich die älteren Herrschaften beim Programmauftakt von »Nix wie weg«, das vom Volksbildungswerk und vom WESTFALEN-BLATT präsentiert wurde.
Gleich beim Betreten der Bühne hatte Ruhrpott-Opi Herbert Knebel das Espelkamper Publikum für sich gewonnen. Schallendes Gelächter erklang beim Anblick der braunen Jogginghosen, die bis weit über die Gürtellinie hoch gezogen waren und von Hosenträgern gehalten wurden. Dazu ein schickes weißes Hemd und eine orange-farbene Trainingsjacke.
Natürlich fehlten auch Knebels zwei Markenzeichen nicht: dicke Hornbrille und Helmut-Schmidt-Mütze. Mitgebracht hatte Knebel den nachdenklichen Ernst, den trotteligen Trainer und den prolligen Schwerenöter Ötzi, der sich im Lauf der Show sogar das Hemd vom Oberkörper riss.
»Nix wie weg« -Êder Name der Show war Programm. Ernst will auswandern. In Deutschland sei die Zukunft nicht rosig.Ê Die anderen machen sich über ihn lustig. Schafft er es doch kaum, ohne den Toaster auszukommen. »Wahre Aussteiger überleben im Amazonas undÊ fressen die Stachelbeeren ohne Zucker!«, belehren die anderen. Nee, das ist zuviel für Ernst: »Die sind doch sauer!«
Doch mit den witzigen Monologen und Dialogen nicht genug: Das Affentheater hatte weit mehr zu bieten. Hinkte der eine oder andereÊ auf der Bühne, hielt sich dem Alter entsprechend mal den schmerzenden Rücken, so ging es doch bei den Liedern stets richtig rund. Da rockten die älteren Herrschaften über die Bühne und sangen bekannte Songs -Êaber natürlich mit ihren eigenen Texten. An Gitarre und Schlagzeug werden aus den Opas wahre Rockgiganten.
»Habt ihr eine schöne Pause gehabt?«, fragte Knebel sein Publikum. »Dann kloppen wir mal das nächste Lied raus!«. Während der Trainer-Opi am Schlagzeug rockt und dann über die schwindende Rente klagt (»Ich kanns aber gar nich ausrechnen«), hat Ernst so seine Problemchen mit dem Arzt -Ê oder vielmehr seiner Ehefrau. Denn die will, dass er zum Doktor geht. Sie selber hat 1000 Wehwehchen, nur Ernst hat keins. Da kann doch was nicht stimmen. »Und mein Arzt, wo ich ewig nicht war, lässt auch keinen ab einem bestimmten Alter wieder gesund seine Praxis verlassen«, erzählt Ernst.
Doch trotz der kleinen Zimperlein satteln die Jungs im zweiten Teil des Programms noch einmal auf. Ernst hat zu hohe Cholesterin-Werte, und da singen die Vier vom Affentheater den »Cholesterin-Song«. Der rockt so gut, dass das Publikum klatschend einsteigt.
Mit seinem unverwechselbaren Humor macht Uwe Lyko alias Herbert Knebel Scherze, wie ihm der Ruhrpottschnabel gewachsen ist. Dabei lässt er kaum ein Thema aus: vom Sport, über Religion,Ê Politik, Gesundheit und allerlei Schikanen, die die moderne Welt so zu bieten hat.
Im Jahr 1988 schuf Uwe Lyko die Kunstfigur Herbert Knebel. Er ist als Solokünstler unterwegs auf deutschen Bühnen und auch im Fernsehen zu sehen. In Espelkamp trat er mit seiner Truppe »Affentheater« auf, die im ausverkauften Neuen Theater sämtliche Lachmuskeln der Zuschauer strapazierten. Donnernder Applaus belohnte die Kabarettisten für den gebotenen kurzweiligen Abend.

Artikel vom 11.02.2006