11.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein himmlisches Schimmern

Ausstellung im Seidenkunststudio Ursula Pauly - Stolen als Unikate

Von Wolfgang Braun
Höxter (WB). Eine Ausstellung von Stolen für Messgewänder katholischer Geistlicher ist bis Ende Februar im Seidenkunststudio Ursula Pauly in der Höxteraner Westerbachstraße zu sehen.

Seit etwa fünf Jahren fertigt die Höxteraner Seidenkünstlerin Ursula Pauly (56) solche Schals aus wertvollen Seidenstoffen. Die jetzt ausgestellte achtteilige Kollektion ist für einen jungen Mann bestimmt, dessen Namen sie nicht verrät, der in wenigen Wochen zum Diakon geweiht wird.
Die einzelnen Stolen - sie sind alles Unikate - unterscheiden sich in Farbgebung, Motivik und Materialbeschaffenheit. So wird die rosa-farbene Stola zu besonders freudigen Anlässen - dem 3. Adventssonntag Gaudete oder dem 4. Fastensonntag Laxtare Jerusalem -Ê getragen, die dunkel-violette Stola ist für die Karwoche gedacht, eine rote mit dem Heilig-Geist-Symbol der Taube und den zwölf Flammenzungen für die zwölf Apostel ist für das Pfingstfest gedacht. »Ich habe, um die Symbolik gestalten zu können, viel lesen müssen, und habe auch Rat beim pensionierten Pfarrdechanten Graefenstein gesucht«, berichtet Ursula Pauly. Jeder Schal ist ein Kunstwerk für sich, das sie passend zum Typ und zur Persönlichkeit des Diakons, für den eine Stola bestimmt ist, entwirft.
Die gelernte Krankenschwester, die 1989 in einem Haus an der Weserstraße ihr erstes Seidenstudio eröffnete, war Anfang der achtziger Jahre mit dieser Kunst in Berührung gekommen: »Seidenmalerei hat mich sofort gefesselt.« Sie war fasziniert von der Vielfalt des Materials und der wunderbaren Wirkung der Farben: »Seide ist so ein herrlich weicher, anschmiegsamer, aber auch manchmal sperriger Stoff.«. Doch der eigentliche Reiz liegt in der Fähigkeit des Material, die Farben zum Schimmern oder Glänzen zu bringen.
Ursula Pauly ist Autodidaktin: »Alles, was ich weiß , habe ich mir selbst aus Büchern angeeignet.«
Mittlerweile beherrscht sie das ganze Spektrum der Seidenmalerei und der Drucktechniken meisterlich und hat auch neue entwickelt, um sich noch besser ausdrücken zu können. Ihre Entwürfe gefallen dank ihrer ausgeprägten, ganz persönlichen »Handschrift«.
Häufig lässt sie sich von Ereignissen in der Stadt inspirieren. So hing bis vor Kurzem noch ein Seidentuch mit Kästnerporträt und Texten des Satirikers in ihrem Schaufenster. Die Idee kam ihr, als die Märchengesellschaft, der sie angehört, einen Kästner-Abend plante. Auch Legenden, die sich um das Kloster Corvey ranken, erweckt sie »in Seide« zum Leben.

Artikel vom 11.02.2006