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      Von Wolfgang Braun

Höxteraner
Aspekte

Wissen, was man tut


Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: 2006 wird auch Höxter sich wohl dem Diktat des Haushaltssicherungsgesetzes unterwerfen müssen. Die Musikschule hat davon schon ein Vorgemack bekommen: Noch bevor der Haushalt in der Ratssitzung Anfang März eingebracht wird, hatte sich diese Einrichtung, die sich in der Trägerschaft eines Vereins befindet, vertraglich verpflichtet, statt mit 135 000 Euro wie im vergangenen Jahr nun mit 110 000 Euro Stadtzuschüssen auszukommen. Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit, sagt Schiller: Nicht ohne Sarkasmus sei deshalb vermerkt: Die Musikschule war so »frei«, sich den knallharten Sachzwängen zu beugen.
Vielen, die diese möglicherweise für die Einrichtung verhängnisvolle Entwicklung beobachten, ist nicht zu verdenken, wenn sie verärgert feststellen: Wenn der Kulturkreis Höxter-Corvey seinen Etat überzieht, zahlt die Stadt das entstandende Defizit, bei der Musikschule Höxter gelten dagegen offenbar ganz andere Maßstäbe. Es hat aber bei Lichte gesehen nicht viel Zweck, sich über die Entscheidungen aufzuregen: Wenn Höxter erst im Haushaltssicherungsverfahren ist, weil der Etat sich nicht mehr ausgleichen lässt, dann wird der Spielraum noch enger und die Ratlosigkeit nach dem Motto »Woher nehmen und nicht stehlen?« noch größer. Und in dieser Situation mit den angeblich überflüssigen Stadthalleninvestitionen zu kommen, wäre böse Polemik: Höxter brauchte diese Halle. Sie war längst überfällig. Die Besucherzahlen beweisen das ebenso wie auch die hohe Auslastung des »Resis« ein Beleg dafür ist.
Hut ab vor der Musikschulleitung, den ehrenamtlichen Kräften des Vorstands und garade auch vor den Lehrkräften, die Gehaltseinbußen nicht unbeträchtlicher Art hinnehmen: Sie alle bemühen sich, mit Engagement und intelligenten Lösungen, der Finanzmisere zu begegnen. Aber auch sie wissen: Der Bestand der Musikschule ist nicht mehr garantiert.
Man muss sich aber auch im Klaren sein, was man verliert, wenn die Musikschule schließen sollte. »Musik ist kein steinernes Kulturdenkmal. Sie ist ein reicher, aber im Prinzip flüchtiger Schatz, um den man sich immer wieder neu bemühen muss«, sagt die Musikpädagogin Eva-Maria Greipel-Werbeck, die am KWG unterrichtet und im Vorstand des Musikschul-TrägerVereins sitzt. Aber auch ganz unabhängig von dem hohen Wert der auf Breite aber auch auf Spitzenleistungen ausgerichten Musikausbildung im engeren Sinne. Gesichert ist: Gemeinsames Musizieren fördert die Entwicklung des Sozialverhaltens, Konzentrationsfähigkeit, Durchhaltevermögen und Teamfähigkeit. Diese Erziehungs-Chance setzt jeder aufs Spiel, der die Musikschule zur Disposition stellt.

Artikel vom 11.02.2006