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Drogengeschäft entpuppt sich als Falle

Von Bremerhaven nach Bad Oeynhausen direkt zur Polizei


Bad Oeynhausen/Herford (cl). Weil er Drogen in Bad Oeynhausen verkaufen wollte, musste sich der Angeklagte Marcel M. jetzt vor dem Amtsgericht Herford verantworten. Sein Pech war nämlich, dass die Kaufsituation eine Falle war und die vermeintlichen Käufer Polizeibeamte.
Zum ersten Mal in seinem Leben fuhr der 25-jährige Bremerhavener nach Bad Oeynhausen - und fand auch gleich auf Anhieb den vereinbarten Treffpunkt, einen Imbiss am Werre-Park. »Wie haben Sie das geschafft?«, wollte Richter Bernd Kahre wissen. »Das war ganz einfach: Ich habe bei Avis einen Opel Astra gemietet, das Ziel ins Navigationssystem eingegeben - das klappte reibungslos.«
So ganz perfekt war das Navigationssystem aber nicht, sonst hätte es ihm auch gemeldet, dass am Zielort ein Scheinkäufer und Kripobeamte auf ihn und das Kilogramm Kokain im Wert von 35 000 Euro warteten. Der Industriemechaniker ist seit einiger Zeit arbeitslos und hat bei 20 Prozent Arbeitslosenquote in Bremerhaven wenig Perspektiven. Da kam das Angebot von jugoslawischen Bekannten, die er schon öfter chauffiert hatte, wenn diese ihre Außenstände aus Drogengeschäften kassiert hatten, gelegen. Für die Kurierfahrt winkten neben den Spesen 400 Euro Belohnung.
Der jugoslawische Bekannte und zwei Türken fuhren ohne belastende Fracht in einem zweiten Pkw hinterher. Im Gegensatz zu den schweigsamen Großdealern packte Marcel M. in der Untersuchungshaft aus. Auf Antrag von Staatsanwalt Ralf Richter wurde er zu einem Jahr mit Bewährung verurteilt. Er soll in Bremerhaven 250 gemeinnützige Arbeitsstunden leisten.

Artikel vom 11.02.2006