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»Qualität so wichtig wie Absatzzahlen«

Podiumsdiskussion zu Verbrauchersicherheit in der Lebensmittelbranche

Versmold(OH/igs). »Gammelfleisch«, umdatierte Mindesthaltbarkeitsdaten auf Frischfleischverpackungen, BSE und Vogelgrippe - Lebensmittelskandale und Tierseuchen machen Herstellern, Handel und Verbrauchern das Leben schwer. Über Wege für mehr Vertrauen und Konzepte in Krisenzeiten tauschten sich am Donnerstag bei einer Podiumsdiskussion Unternehmer, Konsumforscher und Behördenvertreter aus.

In der BSE-Krise 2001 waren erstmals Vertreter aus Unternehmen und Behörden bei der Peckeloher Werbeagentur »System-Werbung Blavius« zum Austausch zusammengekommen. Ergebnis dieses »Meetings« war unter anderem die Einführung des QS-Qualitätssiegels. Am Donnerstag zogen die Podiumsteilnehmer unter Moderation des ehemaligen ZDF-Journalisten Michael Jungblut vor 50 Zuhörern aus Lebensmittel-Unternehmen, von Behörden und Insitutionen eine Zwischenbilanz nach der Bewältigung verschiedener Krisen. Dass sich die Kommunikation innerhalb und besonders auch zwischen Behörden und Unternehmen in den vergangenen Jahren und mit jeder Krisensituation verbessert habe, war einhellige Meinung in der hochkarätig besetzten Runde.
»Heute können wir rund um die Uhr auf neueste Entwicklungen reagieren und direkt mit den Ansprechpartnern in den Unternehmen Kontakt aufnehmen. Das war so vor fünf Jahren noch nicht der Fall«, sprach Professor Heiner David, Ministerialdirigent im NRW-Verbraucherschutzministerium, von verbesserten Strukturen. Dass Qualität und Sicherheit der Produkte für ein Markenunternehmen wie seines höchste Priorität hätten und ständig kontrolliert würden, betonte Hans-Ewald Reinert, geschäftsführender Gesellschafter der Loxtener Privat-Fleischerei Reinert: »Die Qualitätskennziffern sind bei uns genauso wichtig wie die betriebswirtschaftlichen Zahlen und werden ständig vorgelegt.«
Reinert stellte zudem fest, dass Krisen auch positive Effekte mit sich brächten: Bei der BSE-Krise sei bei Reinert schnell reagiert und ein Qualitätssicherungs-System eingerichtet worden, das sich bewährt habe. Zugleich forderte der Unternehmer zum kritischen Hinsehen auf: »Bei gewissen Produkten ist der Preis überhaupt nicht mehr nachvollziehbar.« Liege der Preis deutlich unter einem bestimmten Niveau, liege der Verdacht nahe, dass es »nicht mit rechten Dingen zugehe«. Es sei zuletzt aber auch der erfreuliche Trend zu beobachten, dass sich »die Verbraucher wieder stärker in Richtung Qualität orientieren. Das ist ein positives Zeichen.«
Kritik äußerten Reinert und andere Podiumsteilnehmer an der neuen EU-Verordnung, die etwa bei Rohfleisch eine »Null-Prozent-Grenze« für Salmonellen im Hackfleisch vorsieht: Diesen Wert einzuhalten sei unrealistisch, »Schein-Skandale« schon jetzt vorprogrammiert.

Artikel vom 11.02.2006