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Schön und praktisch:
»Tischlein streck' dich«

Auch runde Modelle wachsen über sich hinaus

Die Zeiten der Großfamilie, die sich täglich um den Esstisch versammelte, sind vorbei. Heute gilt ein Vier-Personen-Haushalt mit Vater, Mutter und zwei Kindern schon als groß, und für den reicht ein Esstisch mit vier bis sechs Stühlen im Alltag gut aus.
Mit Hilfe von vier Anstecksegmenten lässt sich der Durchmesser des Tisches der Gästezahl anpassen, wächst von 135 auf stattliche 200 Zentimeter. Ein Buffetschrank und Stühle mit Flechtrücken komplettieren die Tafelrunde. Foto: Domicil
Dennoch hat die lange Tafel nicht an Reiz verloren - Dazu muss der Alltagstisch sich allerdings strecken und wachsen. Möglichst unkompliziert und nur vorübergehend. Den Vorzug der erweiterbaren, das heißt ausziehbaren Tische kannte man offensichtlich schon in den Bürgerhäusern des 18. Jahrhunderts, wie Antiquitäten zeigen. Zwar waren die Kernfamillen damals größer, aber entsprechend größer war auch die Gästeschar bei einer Familienfeier.
Genau wie bei heutigen Modellen ließen sich die Tische im Allgemeinen in der Mitte auseinander ziehen, damals ausschließlich an Holzschienen. Zwischen die beiden Hälften der Tischplatte wurde eine zusätzliche Holzplatte auf die Schienen gelegt, um die Tafel zu verlängern. Heute gibt es verschiedene Beschläge und Schienen aus Metall, aber bei Tischen, die handwerklich verarbeitet und traditionellen Modellen nachempfunden sind, wird häufig auch weiterhin mit Holzschienen gearbeitet.
Hauptunterscheidungsmerkmal der Ausziehtische ist, ob die einzufügenden Plattensegmente, die den Tisch verlängern, integriert sind oder separat gelagert werden. Die separate Verwahrung hat den Vorteil, dass die Tischgestelle zierlicher bleiben und man die Ausziehmöglichkeit lediglich an der charakteristischen »Naht« in der Tischplatte erkennt. Wer den Tisch relativ selten umrüsten muss oder aus optischen Gründen einen zierlichen Tisch bevorzugt, wird es nicht als lästig empfinden, die Einlegeplatte(n) im Bedarfsfall aus dem Keller oder einem Abstellraum zu holen.
Tischmodelle, bei denen die Einlegeplatte(n) unter der Tischplatte verstaut sind, haben meist kräftigere und breitere Gestelle und wirken schwerer. Dafür ist die Handhabung bequem, denn die Einlegeplatten sind stets zur Hand. Mehr als zwei Platten lassen sich aber nur schwer im Tisch verstauen - darum gibt es einige Modelle, bei denen weitere Anbausegmente separat geliefert werden. Mit mehreren Teilsegmenten lassen sie sich oft bis auf über drei Meter verlängern.
Findige Innenarchitekten und Schreiner haben weitere Wege gefunden, Tische zu vergrößern. Statt sie auszuziehen, werden Teile an den Kopfenden angesteckt, oder es lassen sich an den Kopfenden Plattensegmente unter der Tischplatte hervorziehen und »einschwenken«. Ein besonders kniffliger Fall liegt vor, wenn die Tischplatte mit Furniereiniegearbeiten versehen ist, die ein Muster ergeben. Dann müssen die Einlegeplatten so gestaltet sein, dass der Tisch auch im ausgezogenen Zustand ein schönes Bild zeigt.
Runde Tische haben den Vorteil, dass man auch ohne sie zu verändern leicht mal ein oder zwei Personen mehr unterbringen kann, vorausgesetzt, man kombiniert sie mit relativ schmalen Stühlen. Ausgezogen - das funktioniert nur mit separaten Platten - wird der runde Tisch oval. Es gibt aber auch runde Tische, dessen Durchmesser sich durch Anstecksegmente vergrößern lassen. Ein kräftiges, aber trotzdem leicht wirkendes Untergestell und ausgefuchste Beschläge geben der Konstruktion Stabilität.
Für welches Vergrößerungsprinzip man sich entscheidet, ist auch eine Frage der Proportionen des Raumes. Denn beide Versionen brauchen Platz, die eine in der Länge, die andere »im Quadrat«.

Artikel vom 05.04.2006