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Türkei statt Ostenland

Oberligaderby Delbrück - Verl soll angepfiffen werden

Delbrück (en). Viel deutlicher könnten die Gegensätze nicht sein: Der Delbrücker SC steht auf einem Abstiegsplatz, der SC Verl führt die Oberliga an und während der Aufsteiger sich die Winterpause unter anderem mit einem Testspiel im benachbarten Ostenland vertrieb, legte der aussichtsreichste Titelanwärter - ganz standesgemäß - mal eben ein einwöchiges Trainingslager im türkischen Kemer ein.
Vor dem sonntäglichen OWL-Derby auf dem Delbrücker Laumeskamp (15 Uhr) ist DSC-Coach Roger Schmidt aber mehr von den sportlichen als von den wirtschaftlichen Voraussetzungen beim Gegner beeindruckt: »Der SC Verl ist der stärkste Gegner, auf den man in dieser Liga treffen kann, agiert auf konstant hohem Niveau und hat eine super Hinrunde gespielt.«
Das bekamen die Schmidt-Schützlinge am zweiten Spieltag am eigenen Leib zu spüren: 1:0 Orhan Özkara, 2:0 Soner Dayangan, 3:0 Ivan Kandic - und entschieden war ein einseitiges Duell. »An dem Tag war Verl für uns in der Tat eine Nummer zu groß«, erinnert sich der Delbrücker Übungsleiter. Der Respekt ist immer noch groß, aber nicht mehr so erheblich, wie er vor dem zweiten Spiel der Delbrücker Oberliga-Geschichte war. »Seit diesem 0:3 ist ein halbes Jahr vergangen. Jetzt blicken fast alle meine Spieler auf 17 Einsätze in der vierten Liga zurück, haben in dieser Zeit in puncto Ordnung, Taktik und Disziplin erhebliche Fortschritte gemacht«, warnt Schmidt einen Gegner, der den Hinweis mit dem verbalen Zeigefinger gar nicht mehr benötigt. Das lässt zumindest das folgende Zitat von Verls Coach Mario Ermisch vermuten: »Dortmund, unser härtester Konkurrent im Kampf um den Aufstieg in die Regionalliga, hat in Delbrück verloren. Das sagt alles über das Potenzial des DSC aus.«
Will der Delbrücker SC den drittletzten Platz in den kommenden 17 Partien noch verlassen, muss das Potenzial unbedingt noch des öfteren ausgeschöpft werden und dazu sieht Schmidt, dem die verletzten Frank Steppeler und Steven Downes fehlen, gerade im Wiedersehen mit Verl eine günstige Gelegenheit: »Die Ausgangslage ist vergleichbar mit dem Dortmund-Spiel. Keiner erwartet etwas von uns. Wir können in den 90 Minuten nur gewinnen.«
Die Chancen, dass dieser Vergleich zwischen Abstiegs- und Aufstiegskandidat angepfiffen wird, bezeichnete Trainer Roger Schmidt noch am Freitagabend als »gut«. Die Stadt Delbrück hat ihrem fußballerischen Aushängeschild die Entscheidung über den Anpfiff dieser prestigeträchtigen Begegnung selbst überlassen.

Artikel vom 11.02.2006