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Whopper statt Currywurst

Burger King zieht an die Bielefelder Straße - Hepp schließt

Von Dirk Bodderas
Rheda-Wiedenbrück (WB). Burger King drängt nach Rheda-Wiedenbrück. Eine Sprecherin der Fast-Food-Kette (mehr als 480 Geschäfte in Deutschland) bestätigte am Dienstag auf Anfrage, dass es »Standort-Prüfungsverfahren« gebe. Mit Rücksicht auf die Beteiligten wolle man aber keine Informationen veröffentlichen. Am Mittwoch hat die Stadt Rheda-Wiedenbrück die Baugenehmigung erteilt.

Standort des Burger-Bräters: die Bielefelder Straße, genauer, die Westfalen-Tankstelle. Die Westfalen AG wiederum wird nicht nur das Gelände herrichten, ein altes Wohnhaus abbrechen, die Waschhalle verlegen und das neue Gebäude direkt an die Zapfstation angliedern. Das Unternehmen mit Sitz in Münster tritt sogar als Franchise-Nehmer auf, betreibt also das Fast Food-Restaurant in Eigenregie, freilich mit den Auflagen von Burger King. Schon in den nächsten Tagen werde mit den Vorbereitungen begonnen, so Werner Althoff (Westfalen AG), im Frühsommer sollen die ersten Whopper & Co. zu kaufen sein. Einen Drive In wird es auch geben. So wie beim direkten Konkurrenten McDonald's ein paar hundert Meter weiter. Eine ähnliche Konstellation gibt's auch an der Detmolder Straße in Bielefeld.
Von den Plänen direkt betroffen ist der gelernte Fleischermeister Franz-Hermann Hepp. Er arbeitet seit 21 Jahren im »Schlemmergrill« auf dem Gelände der Westfalen-Tankstelle. Der Pachtvertrag ist längst gekündigt, am 28. Februar schmeißt Hepp zum letzten Mal die Fritteuse an. Zehn Tage vorher startet der Rheda-Wiedenbrücker als Dank an seine treuen Kunden einen Abschieds-Sonderverkauf: Bratwurst für ein Euro, das Menü »Frikadelle-Pommes-Getränk« für drei Euro - zum Beispiel.
Franz-Hermann Hepp sieht dem Ende seines Berufslebens gelassen entgegen. Er ist bei seiner Frau Heidemarie angestellt, geht nach der letzten Currywurst 18 Monate zum Arbeitsamt und anschließend in den Ruhestand.
Die Westfalen AG hat Hepps »Fritten-Schmiede« - zwei zusammengestellte Container - gekauft und wird sie an der Elverdisser Straße in Herford wieder aufstellen. Das Angebot eines Nachbarn, den Imbiss ein paar Meter weiter auf dessen Grundstück weiterzubetreiben, mochte das Ehepaar nicht annehmen.
Hepp - das ist schon eine kleine Imbiss-Dynastie. Während Franz-Hermann vor seinem jetzigen Standort viele Jahre am Klingelbrink und danach im ehemaligen Weka-Kaufhaus (heute syrisch-orthodoxe Kirche) den großen Hunger stillte, versorgte Karl-Heinz (64, ebenfalls Fleischermeister) erst im »Hahnenteller« (Wilhelmstraße), dann an der Herzebrocker Straße (heutiges TTM-Gelände) und bis zu seinem Ruhestand fünf Jahre lang in seinem Imbiss neben dem Raiffeisen Markt (Auf der Schanze) die Kundschaft mit »lecker Essen«. Der jüngste Bruder, Hubert, ist - logisch - auch in der Lebensmittelbranche tätig. Die einzige Hepp-Schwester, Margret, ist Hausfrau. Aber dieser Universaljob hat ja auch viel mit Kochen zu tun.

Artikel vom 10.02.2006