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500 Jahre alte
Eiche wird gefällt

Haldemer Baumriese ist innen hohl

Haldem (ni). Die riesige Eiche vor dem Schreibwarengeschäft Frieten und der Sparkasse an der Haldemer Straße muss weichen. Am morgigen Samstag wird der Baum von einer heimischen Fachfirma gefällt.

Auf etwa 450 bis 500 Jahre wird das Alter des Baumriesen geschätzt, dessen Standort sich zu etwa gleichen Teilen auf den Grundstücken der Sparkasse, der Gemeinde Stemwede und der Familie Frieten befindet.
Warum muss der Baum nun gefällt werden? »Er ist innen hohl. Das haben Untersuchungen ergeben. Ein weißer Fleck an einer Seite des Baumes weist auf die Krankheit des Stammes hin. Es handelt sich um einen Pilz, der den Baum allmählich von innen ausgehöhlt hat.
»Wir haben ein Baumgutachten in Auftrag gegeben«, erklärte André Köster vom Fachbereich Bau und Planung der Gemeinde Stemwede. Das Ergebnis: »Der Baum wurde an vier Stellen mit einem so genannten ÝResistographenÜ angebohrt. An der dicksten Stelle ist die Außenwand des Baumes noch 13 Zentimeter stark. An der dünnsten Stelle sind es nur drei Zentimeter«, zitiert Köster aus dem Gutachten der Firma Eichhorn aus Hörstel. Im Inneren des Baumes befinde sich der »Riesen-Porling« Pilz. Nur an einer kleinen Stelle trete der Pilzkörper nach außen.
Sicherheit geht vor. In unmittelbarer Umgebung des Baumes befinden sich der Parkplatz der Sparkasse und eine Bushaltestelle, an der auch Schulbusse halten. »Die Kinder tollen dann immer um den Baum herum«, erzählt Marion Frieten. Es sei in letzter Zeit festgestellt worden, dass in der Baumkrone sehr viel »Totholz« vorhanden sei. Diese trockenen Äste brachen schon in der Vergangenheit immer wieder ab und fielen zu Boden. »Es sind außerdem auch noch Beschädigungen im Wurzelbereich da«, erläutert André Köster die Gründe dafür, dass es keine Alternative zur Fällung der Reiseneiche geben kann. »Das ist einfach zu gefährlich. Es herrscht dort viel Publikumsverkehr. Der Gehweg läuft direkt am Baum entlang. Das Gutachten gibt die klare Empfehlung, den Baum zu fällen. Auch ein Kronen-Rückschnitt hätte keinen Sinn«, verweist Köster auf die Expertenmeinung.
Schon vor etwa zehn Jahren sei der Baum vom Kreis aus dem Naturschutzplan herausgenommen worden. »Vermutlich hat man damals schon festgestellt, dass er an diesem Standort - umgeben von Pflasterung - keine Zukunft hat«, rätselt Köster über diesen eher ungewöhnlichen Verwaltungsvorgang.
»Das sind auch eigentlich drei Bäume«, weist Marion Frieten auf die Verzweigung der mächtigen Baumkrone hin. »Jetzt ist die Angst groß, dass der Baum bei Sturm plötzlich auseinanderbrechen könnte.« Außerdem sei die Eiche in der Vergangenheit von einem Blitz getroffen worden. »Das hat ihn vermutlich ernsthaft beschädigt«, meint Marion Frieten.
Am Samstag wird die Hauptstraße wegen der Baumfällung teilweise gesperrt. Die Firma Freker aus Westrup erledigt die Arbeiten. »Sie hängt die größten Äste in einen Kran ein und sägt sie dann ab«, so Köster. Danach werde der Stamm allmählich abgetragen. »Dann erst sehen wir, ob der Baum tatsächlich innen vollständig hohl ist.«
Gemeindeheimatpfleger Günter Grube - er hat markante Bäume in Stemwede fotografiert und entsprechende Informationen gesammelt - schätzt das Alter der Eiche sogar auf 500 Jahre. »Die Menschan hatten gern hohe Bäume am Haus. Dann hoffte man, dass der Blitz eher in diese als in das Haus einschlug«, erklärt er. Er habe den Stammumfang der Eiche mit 5,86 Metern (in 1,50 Metern Höhe) gemessen. Damit sei die Eiche der stärkste Baum in Stemwede. »Über Bäume hat aber niemand etwas aufgeschrieben«, erklärt Grube. Dass die Eichen in Haldem - die zweitstärkste stehe in der Nähe des Feuerwehrhauses - so mächtig würden, sei wohl durch die Bodenverhältnisse zu erklären.
»Früher reichte auch der Acker bis an die Straße heran. Durch die Bebauung hat man dem Baum vielleicht auch das Wasser abgegraben«, vermutet Grube. Möglicherweise sei dieser Riese ursprünglich ein »Hofbaum« gewesen. »Eichen wurden aber immer auch für Reparaturen an Fachwerkhäusern ÝgeerntetÜ«, erklärt er sich den einzeln stehenden Baum.

Artikel vom 10.02.2006