09.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Keine Arbeit, weil zu viele Schulden drücken

Beratungsstelle der Diakonie hilft, schwerwiegende Vermittlungshemmnisse zu beseitigen

Von Wolfgang Braun
Kreis Höxter (WB). Überschuldung ist unter anderem ein Grund, dass Langzeitarbeitslose keine Stelle mehr finden. Deshalb arbeitet die Schuldnerberatung daran, dieses Vermittlungshemmnis zu beseitigen.

Viele Arbeitgeber scheuen den hohen Verwaltungsaufwand bei Lohnpfändungen Überschuldeter.
Die arbeitsmarktpolitischen Aufgaben der Schuldnerberatung der Diakonie in Trägerschaft der Evangelischen Kirche wurden bei einem Gespräch mit Vertretern der SPD-Kreistagsfraktion deutlich.
Wie Gerhard Lambracht, Leiter der Schuldnerberatung in Höxter, erläuterte, sei der Anstieg der Zahl der Arbeitslosengeld-II-Bezieher unter den Ratsuchenden beträchtlich. Er betrug 2005 etwa 50 Prozent. Entgegen einem weit verbreiteten Vorurteil gebe es bei dieser Klientel Angehörige aller Altersgruppen, Schichten und Berufe. Seine Warburger Kollegin, Judith Menne, hebt zudem den »enormen seelischen Druck« hervor, die Überschuldung verursache: »Viele Betroffene haben Angst aus dem Haus zu gehen.«
In Warburg sind derzeit 125 Personen in der laufenden Beratung, in Höxter 98. Auf der Warteliste in Warburg stehen 73, in Höxter 29. Insgesamt fielen in 2005 335 Kurzberatungen an.
Jutta Vormberg, die Geschäftsführerin der Diakonie Paderborn-Höxter, verwies darauf, dass Schuldnerberatung bei Arbeitslosen ein Auftrag des Sozialgesetzbuches sei, wenn dadurch ein Vermittlungshindernis beseitigt werde. Auch deshalb habe die Diakonie beim Kreis einen Antrag auf einen 51 000-Euro-Zuschuss gestellt. Er würde 80 Prozent der Kosten abdecken, 20 Prozent trage die Diakonie als Eigenanteil.
Andreas Suermann, Chef der SPD-Kreistagsfraktion, teilte mit, dass alle in der Arbeitsgruppe Kreisetat für eine Unterstützung der Schuldnerberatung seien.
Die Privat-Insolvenz-Beratung (Höxter: 32 Fälle, Warburg: 15 Fälle) - ein eng mit der Schuldnerberatung verzahnter Bereich - wird vom Land finanziert.
Weil Schuldnerberatung helfe, die Vermittlungschancen von Langzeitarbeitslosen zu verbessern, senke sie die Sozialausgaben des Kreises und helfe auch von Kündigung bedrohten Betroffen, ihren Arbeitsplatz zu erhalten, betonte Lambracht. Die Schuldnerberatung werde deshalb auch zunehmen von den Fallmanagern der Arbeitsagentur und der Städte um Hilfe gebeten.

Artikel vom 09.02.2006