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Das Auge der Tischtennis-Tigerin

Tischtennis-DM-Serie: Abwehrass Irene Ivancan (SV Böblingen) will es allen zeigen

Von Ingo Notz
Kreis Minden-Lübbecke (WB). »Es gibt nichts Geileres, als die Gegner von hinten zu überrollen.« Spätestens seit März 2004 ist jede Tischtennis-Spielerin in Deutschland gewarnt, wenn sie diesen Satz liest. Gesagt hat ihn eine, die - ehrlich gesagt - keiner mehr so ganz auf der Rechnung hatte. Aus dem Nationalkader geflogen, bei ihrem damaligen Bundesligaverein TuS Bad Driburg auch nicht gerade mit einer Glückssträhne aufgefallen - um Irene Ivancan war es Anfang 2004 ruhig geworden. Sehr ruhig. Nur nicht in ihr drinnen. Da brodelte es. Sie wollte es allen zeigen. Allen? Naja, vor allem einem: dem Deutschen Tischtennis-BundÉ

Und was passierte dann? 0:1 im Achtelfinale gegen die haushohe Favoritin Jie Schöpp. Endstand: 4:1 für Ivancan. 0:3 im Viertelfinale gegen Jessica Göbel. Endstand: 4:3 für Ivancan. 0:3 im Halbfinale gegen die Frotheimerin Nadine Bollmeier. Endstand: 4:3 für Ivancan. Mit drei phänomenalen Partien in Folge spielte sich Irene Ivancan in die Herzen der Cottbuser Fans - plötzlich lagen ihr die Zuschauer auch außerhalb der Halle nahe der polnischen Grenze zu Füßen. Die öffentliche Meinung schlug sich in »standing ovations« nieder. Irene Superstar - ausgerechnet ihr, die eine der letzten sein dürfte, die sich wegen der öffentlichen Meinung von ihrem eigenen Kurs abbringen lassen würde, lag das Volk zu Füßen. Ivancans Weg bezeichnen Außenstehende gerne als eigenwillig, andere als konsequent, wieder andere als erfrischend. Kurzum: Irene ist Irene - und auf jeden Fall ein echtes Original. Eine, die einen ganz eigenen Farbtupfer in der Tischtennis-Szene setzt. »Ich freue mich, dass mit Irene jemand so einen Erfolg hat, die auch nicht immer ganz einfach ist«, grinste Nicole Struse nach der Siegerehrung der Deutschen Meisterschaft in Cottbus - ein echtes Kompliment für ihre damalige FinalgegnerinÉ
Da war Irene bereits Deutsche Meisterin. Nicht nur bei den Junioren. Auch bei den Damen. Zusammen mit Kathrin Meyerhöfer. In Böblingen. Zusammen mit Jie Schöpp. In Cottbus. Und danach schaffte die Stuttgarterin, die derzeit beim Zweitligatabellenzweiten Böblingen spielt, den ersehnten Sprung ins Nationalteam. Allerdings sollte das kein Erfolg auf Dauer bleiben. International wartet sie weiter auf den großen Durchbruch - die Fußstapfen von Jie Schöpp waren für die hinter der Ex-Nationalspielerin besten deutschen Abwehrerin bislang zu groß. National hat sie sich dafür trotz des freiwilligen Abstiegs zum SV Böblingen in Liga zwei etabliert: 2005 erreichte sie bei der DM in Stadtallendorf das Halbfinale, gewann Bronze. »Wenn Du auf Anhieb keinen Erfolg hast, vernichte alle Hinweise darauf, dass Du es jemals versucht hastÉ« Zum Glück für die Tischtennis-Fans hat Irene diese Weisheit bislang nicht umgesetzt - aufgeben gibts nicht.
Jetzt, Anfang 2006, ist sie in gewisser Weise nämlich wieder dort, wo sie vor zwei Jahren schon einmal war. Wieder aus dem A-/B-Kader geflogen. Damit in gewisser Weise wieder im Rückstand. Das ist eine Situation, in der es Irene Ivancan schon einmal allen zeigen wollte. Der Rest ist Geschichte. Was das für die Konkurrenz bedeuten kann, wenn Irene scheinbar aussichtslos zurück liegt, das ist spätestens seit März 2004 in Tischtennis-Deutschland bekanntÉ Und wer Irene Ivancan nur ein ganz klein wenig kennen lernen durfte, der weiß auch, was folgende Erkenntnis nach sich ziehen könnte: »Man hat niemals Zeit, es richtig zu machen, aber immer Zeit, es noch einmal zu machen!« Warum nicht in Minden?
Irene Ivancan: Geburtstag: 22.7.1983; Größte Erfolge: 2005 3. Platz DM-Einzel, 2004 2. Platz DM-Einzel, 1. Platz Damen-Doppel (mit Jie Schöpp), 2002 Deutsche Meisterin-Junioren , 1. Platz Doppel (mit Laura Stumper), 3.Platz Mixed DM Junioren mit Daniel Weitz, 2001 Deutsche Meisterin Damen-Doppel mit Katrin Meyerhöfer.
www.ndm2006.de

Artikel vom 09.02.2006