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Helfer am Krötenzaun gesucht

Biologische Station stellt Fangzäune auf - Amphibien brauchen Lebensretter

Von Jan Tiemann
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Viele Menschen beklagen sich in diesen Tagen schon einmal über das eher bescheidende Wetter. Nicht so einheimische Amphibien, die bei diesen Wetterverhältnissen richtig aktiv werden. Gestern begannen Mitarbeiter der Biologischen Station Senne mit dem Aufbau der Amphibienschutzzäune.

Wenn im Frühjahr die Abendtemperaturen auf fünf Grad steigen und es dazu auch noch regnet oder genügend feucht ist, beginnen Frösche, Kröten und Molche zu wandern. Da die Wanderwege der Amphibien zu den Laichgewässern und Lebensräumen oft über Straßen führen, sind viele Amphibienarten in ihrem Bestand bereits gefährdet. Ein Drittel der Amphibienarten in Deutschland sind vom Aussterben bedroht, was besonders tragisch ist, da die Tiere zum Beispiel Schadinsekten fressen.
Die Biologische Station Senne betreut zum Schutz der Tiere in dem Gebiet von Bielefeld-Senne bis Paderborn sechs Kilometer Amphibienschutzzäune. Von diesen sechs Kilometern stellt die Station insgesamt vier Kilometer an Zäunen selbst auf. In einem Abstand von fünf bis zehn Metern werden Eimer in die Böden vor den Fangzäunen eingelassen. Diese Eimer werden von den Helfern und Mitarbeitern der Station früh morgens geleert und die in den Eimern befindlichen Lebewesen werden sicher über die Straße gebracht. Besonders das Leeren morgens zwischen 7 Uhr und 8 Uhr ist wichtig, da es sonst passieren kann, dass die Tiere austrocknen.
Auch auf der Flugplatzstraße zwischen Schloß Holte-Stukenbrock und Oerlinghausen überqueren viele Amphibienarten die Fahrbahn. Erst seit dem vergangenen Jahr werden hier auf Höhe der Reithalle zwei Schutzzäune von 100 und 150 Meter Länge aufgestellt. Etwa 500 bis 700 Amphibien überqueren die Flugplatzstraße nach Aussage des Diplom-Biologen Frank Ahnfeldt im Frühjahr. Unter den Amphibien in diesem Gebiet sind vor allem Erdkröten, Grasfrösche, aber auch Teich- und Bergmolche zu finden. Allein im vergangenen Jahr sind, wie Ahnfeldt besonders betont, nur auf der Flugplatzstraße etwa 250 Tiere umgekommen. Der Polizei aus Schloß Holte-Stukenbrock waren die vielen toten Kröten und Frösche auf der Fahrbahn aufgefallen, sodass sie der Stadt mitteilen mussten, dass die Verkehrssicherheit erheblich beeinträchtigt ist.
Mit den gleichen Problemen hat die Stadt Oerlinghausen an der Tunnelstraße, in Höhe des Wochenendgebiets, zu kämpfen. Auch hier mussten in den vergangenen Jahren viele Amphibien, besonders Kröten, ihr Leben lassen. »Es sah aus, als ob ein Lkw seine Ladung verloren hat«, sagt die Umweltbeauftragte der Stadt Oerlinghausen Ellen Kusmierska. Sie berichtet, dass die gesamte Population auszusterben droht, da an der Tunnelstraße keine Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
Im Hinblick darauf, dass viele Amphibienweibchen nur alle zwei Jahre laichen, sind die Zahlen toter Tiere besonders erschreckend. Erklären lassen sich die hohen Zahlen damit, dass die Amphibien oft in hoher Anzahl zu wandern beginnen und sie sehr lange brauchen, um eine breitere Straße, wie die Flugplatzstraße, zu überqueren. Gerade deshalb ist das Aufstellen von Fangzäunen in dem Zeitraum von Mitte Februar bis Anfang April besonders wichtig.
Eine erfolgreichere Alternative zu den Schutzzäunen stellen die so genannten Krötentunnel nicht immer dar, sagt Frank Ahnfeldt, wenn wie am Kreisverkehr der Dechant-Brill-Straße mit Schloßstraße und Landerdamm Tunnel gebaut werden, die nicht auf dem Wanderweg der Amphibien liegen. Die Gemeinschaft Naturschutz Senne und Ostwestfalen (GNS) stellt hier trotz Tunnel Zäune auf, um die Tiere zu schützen.
Das größte Problem der Amphibienschutzmaßnahmen ist es, freiwillige Helfer für das Aufstellen der Zäune und das Entleeren der Eimer zu finden. Deshalb freuen sich die Städte und die Mitarbeiter der Biologischen Station Senne, über jeden, der helfen möchte. Interessierte melden sich bei der Umweltbeauftragten der Stadt Schloß Holte-Stukenbrock, Stefanie Scharf, Tel. 0 52 07/8 90 52 10, bei der Biologischen Station Senne, Tel. 0 52 57/94 09 05 und bei der Umweltbeauftragten der Stadt Oerlinghausen, Ellen Kusmierska, Tel. 0 52 02/4 93 56.

Artikel vom 08.02.2006