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Maurer von nebenan legte Brand

Aus »Dorfkrug« wurde nach Neubau im Jahre 1932 »Gasthof Potthoff«

Von Katrin Niehaus
Borgholzhausen-Barnhausen (WB). Ihr Bütterchen brachten die Barnhausenerinnen selbst mit. Und auch der Kaffee, den die Frauenhilfe bis in die 70-er Jahre im Gasthof bestellte, sollte nicht zu viel kosten. Für einen Groschen die Tasse konnte er ruhig etwas schwächer sein. »Potthoff« - dieser Name ist aus Barnhausen nicht wegzudenken. Er ist jedoch nicht nur mit einem Ort der Gastlichkeit verbunden.

Lieselotte Breidenbach und ihr älterer Bruder Wilhelm blicken auf die Familiengeschichte zurück: »Der erste Potthoff, Friedrich Hermann, tauchte 1645 in den Annalen auf«, erzählt die 67-Jährige, die bis zur Übergabe an ihren Sohn Stefan im Jahre 1998 den Gasthof gemeinsam mit ihrem Mann Siegfried betrieben hat. Wie viele Generationen ihn vor den Breidenbachs geführt haben, steht nicht genau fest. Er sei bis zur Namensänderung 1932 der »Dorfkrug«, der Mittelpunkt des Ortes, gewesen, sei jedoch bis 1966 nur nebenbei betrieben worden.
Die Potthoffs verdingten sich als Handwerker wie Ernst Hermann (1836 bis 1918), der als Tischler auf dem Gut Brincke tätig war. Wilhelm Potthoff (1872 bis 1958), der Großvater von Lieselotte und Wilhelm, war gelernter Fleischer und baute einen Viehhandel auf. »Er verkaufte das Vieh an Schlachter in Bielefeld, Wuppertal-Elberfeld und Dortmund«, berichtet Wilhelm Potthoff (69), der den Betrieb vor vielen Jahren gemeinsam mit seinem Bruder Gerhard (65) vom Vater - ebenfalls ein Wilhelm (1905 bis 1985) - übernahm. Heute handeln die beiden Brüder nur noch mit Fleisch.
»Nach dem Krieg hat unser Vater unter anderem Vieh in Norddeutschland aufgekauft. Einmal waren es 30 Rinder, die mit dem Zug am Bahnhof ankamen und bis zu uns quer durch die Stadt getrieben wurden. Das ist heute gar nicht mehr denkbar«, erinnert sich Wilhelm Potthoff. Natürlich gehörte auch eine kleine Landwirtschaft dazu - und ein kleiner Lebensmittelladen, den Großvater Wilhelm und Mutter Lina bis in die Nachkriegszeit betrieben.
Lieselotte Breidenbach kann sich noch gut an die Mehl- und Zuckersäcke, die Gurkenfässer und den Schnaps in Korbflaschen erinnern. »Früher wurde viel Schnaps getrunken. Die Wald- oder Steinbrucharbeiter kamen regelmäßig vorbei, um sich einen Viertelliter zu kaufen«, weiß ihr Bruder Wilhelm.
Bei den Potthoffs war immer etwas los. Das hatte natürlich hauptsächlich mit der Gaststätte zu tun. Ein Brand sorgte 1932 für den Namenswechsel. Als der Neubau stand, wurde aus dem »Dorfkrug« der »Gasthof«. Das Feuer gelegt hatte ein Maurer aus der Nachbarschaft, der sich damit für einige Monate mit Arbeit versorgen wollte. Ein Irrglaube - er wurde gefasst.
Nach und nach entwickelte sich die kleine Kneipe zu einem beliebten Ausflugslokal, einem Café-Restaurant. Haus und Garten wurden mehrfach umgestaltet. Die letzte große Renovierung erfolgte im Jahr 2000 unter der Regie des jetzigen Inhabers. Stefan Breidenbach ist übrigens der erste aus der Familie Potthoff, der eine Koch-Ausbildung gemacht hat. Ihm sind auch heute noch viele Gäste treu, die schon von seinen Großeltern und Eltern bewirtet wurden.

Artikel vom 09.02.2006