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TWO liefert das
teuerste Wasser
im Altkreis Halle

Grundpreis seit 2004 fast verdoppelt

Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). Halle ist ein teures Pflaster in Sachen Trinkwasser. Im Altkreis Halle jedenfalls haben die Technischen Werke Osning deutlich die Führung übernommen. Der Haller Michael Runde will Widerspruch gegen seinen Gebührenbescheid einlegen.

Durch seinen Vater war der Berufsfeuerwehrmann, der mit seiner Frau Simone eine Doppelhaushälfte an der Meindersstraße bewohnt, auf das ungewöhnlich teure Wasser angesprochen worden. Der 34-Jährige schaute sich deshalb nicht nur die Endsumme auf seiner Abrechnung an, sondern ging ins Detail, verglich die aktuellen Zahlen auch mit denen der vergangenen Jahre. Demnach hat sich für den Zweipersonen-Haushalt der Preis für das Trinkwasser nahezu verdreifacht. 59,58 Euro mussten die Rundes noch für 2003 zahlen, für 2005 werden 151,79 Euro fällig - bei sogar noch rückläufigem Verbrauch.
In dieser Zeit haben die Technischen Werke Osning zuerst umgestellt vom rein verbrauchsorientierten Tarif auf eine Kombination aus Grundpreis und Verbrauch. Dieser Grundpreis aber ist, so moniert Michael Runde, in den vergangenen drei Jahren regelrecht in die Höhe geschossen. Nach seinen Unterlagen wurde der erstmals für 2004 fällig, betrug damals rund 60 Euro, für 2005 wurden 90 Euro verlangt, im laufenden Jahr steigt der Grundpreis auf 102 Euro (plus Mehrwertsteuer). Der Preis für den Verbrauch wurde im Gegenzug für 2004 von 1,92 Euro auf 1,82 Euro gesenkt, ist inzwischen aber ebenfalls angezogen - und wieder bei 1,92 Euro netto angekommen. Inklusive Mehrwertsteuer müssten die Rundes für 2006 fast 170 Euro für ihr Trinkwasser zahlen.
Das Ehepaar aus der Meindersstraße war wegen ihres niedrigen Wasserverbrauches (25 bis 29 Kubikmeter pro Jahr) schon von der Stadt angeschrieben worden. Die Begründung aber liegt auf der Hand: Beide sind berufstätig, tagsüber kaum zu Hause. Als Berufsfeuerwehrmann kann er zudem auf der Dienststelle duschen, bekommt dort auch seine Berufskleidung gereinigt. Für die Gartenbewässerung gibt es einen eigenen Brunnen.
Heinz-Hermann Remmerbach, bei der TWO für die Abrechnungen und den kaufmännischen Part zuständig, sieht gleich mehrere Ursachen für den hohen Preis in Halle (Siehe Tabelle mit den Bruttopreisen) im Vergleich zu den Nachbarstädten und für die Steigerungen der vergangenen Jahre. Zum einen sei man aus Gründen der Planungssicherheit bemüht, mittelfristig 50 Prozent der Kosten über den Grundpreis hereinzubekommen, zum anderen verteuere ein sinkender Wasserverbrauch den einzelnen Kubikmeter. »Die fixen Kosten bleiben immer gleich und müssen auf weniger Kubikmeter umgelegt werden«, erläuterte Remmerbach. Hinzu komme, dass wegen des geringeren Verbrauchs teilweise neue Rohre mit kleinerem Durchmesser eingebaut werden müssten, außerdem bilde die TWO schon jetzt eine Rücklage für eine eventuelle Sanierung des 30 Jahre alten Wasserwerkes. Gewinn mache die TWO jedenfalls mit der Wasserversorgung nicht, beteuerte Remmerbach, in den vergangenen Jahren sei das Geschäft »plus-minus null« ausgelaufen.
TWO-Geschäftsführer Detlef Wemhöner ergänzte auf Anfrage, dass die Stadt Halle im Gegenzug nur sehr geringe Abwassergebühren erhebe (1,50 Euro pro Kubikmeter). Die Nachbarorte Steinhagen und Borgholzhausen aber haben bereits neue Kläranlagen gebaut, deren Kosten umgelegt werden müssen. Halle noch nicht.

Artikel vom 09.02.2006