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Menschen in
unserer Stadt
Levent Özdemir
Bistro-Mitarbeiter

»Wenn man ein Mal etwas in Deutschland getrunken hat, dann bleibt man für immer in Deutschland.« Diese türkische Redensart passt zu Levent Özdemir. Mit 16 kam der 27-Jährige nach Deutschland, um im Westen Europas ein besseres Leben zu führen. Obwohl er die Türkei und seine Verwandten dort sehr vermisst, hält er es heute nicht mehr für möglich, in einigen Jahren in seine Heimat zurückzukehren. Er wolle nicht schon wieder Freunde und Bekannte hinter sich lassen, meint der aus dem Herzen Anatoliens stammende Mann. Trotzdem sei es hier mit dem besseren Leben nichts geworden, erzählt er wehmütig.
Nach 13 Jahren in Deutschland habe er beide Kulturen im Kopf sowie im Herzen und könne deshalb nicht abwägen, welche besser ist. In Deutschland vermisst er den Frohsinn und die Offenheit der Menschen. »Die Kultur hier ist ganz anders. Wenn man in der Türkei durch die Stadt geht, grüßt jeder jeden. Hier ist die Stimmung viel kälter«, kommt Özdemir mit der Mentalität der Deutschen schwer zurecht. »Dafür sind hier die sozialen Strukturen deutlich besser«, meint er. Özdemir selbst bezeichnet sich als Halb-Türke und Halb-Deutschen.
Eine für ihn sehr wichtige Tradition und Gewohnheit der Türken ist der Tee. »Was für Deutsche der Kaffee ist, ist für Türken der Tee. Ich trinke ihn morgens, mittags und auch abends.« Für ihn ist dieses Getränk unverzichtbar. »Ohne Tee würde bei mir gar nichts laufen«, ist er sich sicher.
Seit sein Bruder vor neun Monaten ein Bistro an der Bahnhofstraße gekauft hat, arbeitet Özdemir dort. »Ich arbeite sechs Tage die Woche jeweils zwölf Stunden. Um mich an meinem freien Tag zu erholen, lege ich mich häufig in die Badewanne oder treffe mich mit Freunden. Dann unterhalten wir uns über Freundschaft, Politik oder Sport.« Außerdem geht Levent Özdemir gerne spazieren. Dann, sagt er, könne er abschalten und den Stress vergessen.
Hätte der Bad Oeynhausener mehr Zeit, würde er gerne Fußball spielen. Da er durch seinen Beruf aber vollständig ausgelastet ist, bleibt ihm nur seine Leidenschaft für Besiktas Istanbul. Bei jedem Spiel der Ballsportler fiebert er mit und hofft auf einen Sieg. Michel Winde

Artikel vom 17.02.2006