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Vergessenes Paderborner Land

Hermann Tenge zeigt in Hardehausen Fotos von Waldecker Kirchen

Hardehausen (thö). Mittelalterliche Kirchen stehen im Zentrum einer Foto-Ausstellung, die derzeit in der Landvolkshochschule Hardehausen zu sehen ist. Unter dem Titel »Vergessenes Paderborner Land - Romanische Kirchen in Waldeck« zeigt der Scherfeder Internist und Hobbyfotograf Dr. Hermann Tenge Fotografien schlichter Dorfkirchen, die im 12. Jahrhundert erbaut worden sind.
Hermann Tenge (3.v.l.) stellt seine Fotos in Hardehausen aus. Hier ist die Kirche in Rhena zu sehen. Zur Eröffnung waren auch Rainer Kost (stv. Leiter der LVH), Eckhard Hachmann, Prof. Christoph Stiegemann und dessen Sohn Leonard (8) sowie Monsignore Dr. Konrad Schmidt (Rektor der LVH, weiter v.l.) gekommen. Foto: Thöne

Etwa 100 Besucher waren am Sonntagvormittag anlässlich der Ausstellungseröffnung in das Bildungshaus gekommen. Professor Christoph Stiegemann, Leiter des Paderborner Diözesanmuseums, hielt den Einführungsvortrag.
Nach seinen Worten wurden im 12. Jahrhundert im Waldecker Land, das damals Teil des Bistums Paderborn war, etwa 20 neue Kirchen errichtet. »Es muss seinerzeit ein erheblicher Wohlstand geherrscht haben«, meinte Stiegemann. Bis heute seien die meisten Kirchen gar nicht oder nur wenig verändert worden. Das liege zum einen daran, dass sich die Grafen von Waldeck Luthers reformatorischer Bewegung, die schlichte Gotteshäuser bevorzuge, angeschlossen hätten. Ein anderer Grund sei, dass wegen Armut und einsetzender Landflucht weder an einen Umbau noch eine Erweiterung der Kirchengebäude zu Denken gewesen sei. Viele Kirchen zeigten sich deshalb heute noch so, wie sie vor 800 Jahren gebaut worden seien.
Es ist vor allem diese Schlichtheit, die Hermann Tenge fasziniert. »Diese Bauten haben etwas Ursprüngliches«, sagt der 68-Jährige mit Blick auf sein Lieblingsbild, das die Kirche von Rhena zeigt. »Hier müssen die Gläubigen über den Rasen zur Kirche gehen, einen befestigten Weg gibt es nicht«, nennt er ein weiteres Indiz für diese Einfachheit.
Es war der frühere Heimatgebietsleiter Eckhard Hachmann, der Hermann Tenge einst auf die Spur der romanischen Kirchen in Waldeck führte. »Vor zehn Jahren hat er sie mir bei einem Tagesseminar inhaltlich näher gebracht«, erinnerte sich Tenge. Seitdem ist der Arzt immer wieder mit seiner Kamera über die Landesgrenze gefahren, oft frühmorgens, wenn das Licht günstig war, oder an Sonntagen, wenn die Kirchen zu Gottesdienstzeiten geöffnet waren.
Herausgekommen ist eine sehenswerte Fotoreihe, »die mit wachem, sensiblem Auge Eindrücke von Kleinodien romanischer Baukunst festhält«, wie Christoph Stiegemann es ausdrückte.
Die Ausstellung, die bis zum 8. März während der Öffnungszeiten der Landvolkshochschule zu sehen ist, soll im Hinblick auf Ökumene an die jahrhundertealte Zusammengehörigkeit von Westfalen und Waldeck erinnern. Es gibt einige wichtige kirchliche Verbindungen nach Westfalen, wie etwa das Benediktinerkloster in Flechtdorf, das einst ein Tochterkloster des Paderborner Abdinghofs war, oder das Zisterzienserkloster in Arolsen, das wie Hardehausen einst von Bischof Bernhard von Oesede gegründet wurde.
Auch Hermann Tenge ist zum Brückenbauer geworden. Einige evangelische Pfarrer und deren Waldecker Gemeinden haben bereits einen Besuch der Ausstellung im katholischen Hardehausen angekündigt.

Artikel vom 07.02.2006