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Schnelle Hilfe dringend nötig

VHS-Tipps bei psychischer Krankheit

Löhne (LZ). Anna verbringt oft mehrere Stunden am Tag damit, sich die Hände zu waschen und die Wohnung zu putzen. Bis zu 19 Flaschen Waschmittel verbraucht sie täglich. Der Grund: Anna leidet unter einem Waschzwang. Sie weiß, wie unsinnig ihr Verhalten ist, sie leidet darunter und schämt sich - und doch es gelingt ihr nicht, dem Ganzen selbstständig ein Ende zu setzen.

Waschzwang und Schizophrenie: Die Volkshochschule informiert mit ihrem Angebot auch über psychische Krankheisbilder, die es in zahlreichen Erscheinungsformen gibt. Der Fall Anna steht beispielhaft für zahlreiche Fälle von Zwangserkrankungen. Etwa zwei Prozent aller Menschen müssen damit rechnen, im Lauf des Lebens an einer Zwangsstörung zu erkranken. Ganz schön viel, findet Dr. Miriam Schulte, die während eines Vortragsabends der Volkshochschule (VHS) über psychische Störungen referierte und das Beispiel »Anna« in einem Film zeigte.
Der Vortrag bildete den Auftakt zu einer fünfteiligen Reihe zum Thema »Psychische Erkrankungen«, die die Volkshochschule in den kommenden Wochen anbietet. Ein Bereich, der mit vielen Unsicherheiten und Fragen behaftet ist und vielerorts als Tabu gilt - obwohl immer mehr Menschen betroffen sind. »Gerade deshalb ist es uns ein Anliegen, über dieses wichtige gesellschaftliche Thema aufzuklären«, erläutert die VHS-Fachbereichsleiterin Heike Neidhardt, selbst Diplom-Psychologin, zur Motivation der VHS, die Reihe anzubieten.
Mit Dr. Miriam Schulte konnte eine fachkundige Referentin gewonnen werden. Sie ist Ärztin und Psychotherapeutin und verfügt über langjährige Praxiserfahrung in der Arbeit mit psychisch kranken Menschen. Doch nicht nur ihre profunde Fachkenntnis überzeugte die Besucher des Vortragsabends, sondern auch ihre Fähigkeit, komplexe Sachverhalte einfach und anschaulich für alle darzustellen.
Und so wagte sie sich in ihrem Vortrag neben den Zwangserkrankungen an eine weitere Gruppe psychischer Störungen: die Schizophrenie. Eine Krankheit, die für Außenstehende oft sehr schwer zu begreifen ist, da sie unter anderem häufig mit Wahnvorstellungen und Halluzinationen einhergeht.
»Einer meiner Patienten sah immer wieder kleine grüne Elefanten aus der Steckdose kommen, die dann in seiner Wahrnehmung zu riesigen Tieren heranwuchsen und den ganzen Raum ausfüllten«, so Dr. Schulte zu einem Schizophrenie-Fall aus ihrer eigenen Praxis.
Das Vortragspublikum lauschte nicht nur interessiert, sondern fragte auch gezielt nach. Viele wollten wissen, wie derartige Erkrankungen entstehen und was man dagegen tun kann. Und natürlich, wie man frühzeitig erkennt, ob die Gefahr einer psychischen Erkrankung vorliegt. Denn: Je früher sogenannte »Frühwarnzeichen« erkannt werden, umso besser die Prognose.
Das Thema Frühwarnzeichen steht deshalb auch im Mittelpunkt eines der nächsten Vorträge, die jeweils donnerstags um 19.30 Uhr in Saal drei der Werretalhalle stattfinden. Die VHS heißt hierzu alle Interessierten willkommen.
Hier alle kommenden Themen und Termine im Überblick: 9. Februar: Psychopathologische Befunde (Denkstörungen, Wahnideen, Halluzinationen...). 16. Februar: Psychopharmaka - Chancen, Risiken, Vorurteile.
23. Februar: Suizidalität (Selbstmordgefährdung), Fremdgefährdung, psychotische Krise, Alkoholvergiftung. 2. März: Präventionsmöglichkeiten, Frühwarnzeichen rechtzeitig erkennen.
Alle Vorträge können ohne Voranmeldung besucht werden. Wer nähere Informationen benötigt, kann sich unter Telefon 05732/100-588 an die Volkshochschule Löhne wenden.

Artikel vom 07.02.2006