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»Subventions-Kannibalismus« stoppen

SPD der Region klar gegen den »Ausbau« des Flughafens Kassel-Calden

Von Bernhard Liedmann
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Ein klares »Nein« für Kassel-Calden gab es am Samstag auch von den Sozialdemokraten der Region.

Von Brüssel bis nach Düsseldorf wollen die Sozialdemokraten nichts unversucht lassen, um den Ausbau des nordhessichen Flughafens und den dann drohenden »Subventions-Kannibalismus« (MdB Ute Berg) zu verhindern. Mechtild Rothe in Brüssel, Ute Berg in Berlin und Axel Horstmann in Düsseldorf wollen in ihren Parlamenten den Flughafen Paderborn unterstützen.
Bei einem Treffen von SPD-Spitzenpolitikern mit Flughafen-Chef Fritz Henze führte dieser die Erfolgsgeschichte des heimischen Flughafens vor: 100 Millionen Euro wurden hier in den vergangenen 33 Jahren erfolgreich investiert. Henze: »Dafür bauen andere gerade mal eine Abfertigungshalle.« Seit Jahren schreibe man schwarze Zahlen mit einem Gewinn von 1,3 Millionen Euro nach Steuern. Damit könne der Airport seine eigenen Investitionen finanzieren. Mit 1,3 Millionen Passagieren aufgerückt auf Platz 16 bundesweit, würde der subventionierte Ausbau in Nordhessen vielleicht 30 Prozent der Gäste abziehen, ist Henzes Befürchtung.
Über die hessische Prestige-Politik schüttelt er den Kopf: Calden sei kein »Ausbau« sondern ein kompletter Neubau. Das derzeit vorgesehene Gelände sei jedoch denkbar ungeeignet, so der Fachmann. Beim Billigflieger Ryan-Air stehe außerdem eine ganze Flotte für Calden bereit, die dann letztlich auch den hessischen Standort Frankfurt und die Lufthansa »angreife«.
Henze verteidigte vor der SPD auch die Verlängerung der heimischen Bahn auf 2520 Meter. Die »lauten« Landungen rückten damit von Niederntudorf weg. Auch das Fliegen einer sechsminütigen Schleife über dem Paderborner Raum, um anschließend wieder über dem Flughafen in Richtung Süden zu sein, falle dann weg. Ex-Landesverkehrsminister Axel Horstmann wünschte sich von der gesamten Region einen stärkeren Schulterschluss um Landrat Manfred Müller, um alles mögliche gegen den Neubau zu unternehmen. Mechtild Rothe will in Brüssel die Finanz-Beihilfen der EU für Calden nochmals überprüfen lassen, da im Gegensatz zu den Leitlinien der Bau nicht im Gesamtinteresse des Raumes liege. Ute Berg bezeichnete die Planungen als »Amoklauf« der hessischen Landesregierung mit Roland Koch an der Spitze und verwies darauf, dass die CDU in Calden auch gegen das Projekt sei.NRW

Artikel vom 06.02.2006