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Es dem Einbrecher schwer machen

Die Kostenlose Sicherheitsberatung der Polizei - Guter Schutz ist möglich

Von Matthias Kleemann
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Als es im Herbst vergangenen Jahres zu einer Einbruchserie in Sende kommt, sind viele Eigenheimbesitzer alarmiert. Eine Informationsveranstaltung der Polizei zur Vorbeugung von Einbruch ist gut besucht. Und Claus Mikus von der Polizeistation Schloß Holte-Stukenbrock hat mit individueller Sicherheitsberatung gut zu tun.

Zum Beispiel bei Familie K. in einem der Sender Siedlungsgebiete. Direkt beim Nachbarn sind die Einbrecher durchs Fenster eingestiegen, berichtet Martina K. (Name von der Redaktion geändert). Jetzt ist die Sorge natürlich groß, dass sich das im eigenen Haus wiederholen könnte. Claus Mikus nimmt die Doppelhaushälfte kritisch in Augenschein und sucht nach Schwachstellen, die von Tätern genutzt werden könnten.
Vorbildlich ist beispielsweise die Haustür, bei der mehrere Riegel einschnappen, wenn sie abgeschlossen wird. Aber der Polizeibeamte ist nicht zufrieden. Um die Haustür wirklich sicher zu machen, gehört ein Sperrbügel auf die Innenseite. Den können Täter - im Gegensatz zu Vorhängeketten - nicht so einfach durchkneifen. Ähnlich siehts bei den Fenstern aus, vor allem den großen Terrassentüren. Sie haben nur zum Teil eine so genannte Pilzkopf-Verriegelung. Der Name sagt es: Zylinder, die mit einer Pilzkopf-förmigen Verdickung am Ende in einen Riegel greifen und deshalb nicht so leicht zu knacken sind. »Es gibt Umfragen unter erwischten Einbrechern. Alles, was länger als sechs Minuten dauert, ist unattraktiv. Es muss schnell gehen. Wenn das nicht klappt, sucht sich der Täter ein anderes Objekt.«
Statt dieser Riegel gibt es auch andere Möglichkeiten, Fenster zu sichern: Sperrbügel, verschließbare Fenstergriffe, Gitter. Auch Rollläden kann man besonders sichern. Alles eine Frage der Kosten und möglicherweise des Sicherheitsbedürfnisses. Vergitterte Fenster sind nicht jedermanns Sache. Beim Gang ums Haus fällt Mikus' Blick auf den Bewegungsmelder und die Außenbeleuchtung. »Die hängen zu niedrig, da können Einbrecher eine Jacke drüber hängen und dann in Ruhe arbeiten.« Und außen liegende Steckdosen sollten auf beiden Polen abgeschaltet werden können. Sonst haben Einbrecher schnell einen Kurzschluss im ganzen Haus ausgelöst. Klar, dass auch die Gitter der Kellerschächte, so angebracht sein müssen, dass man sie nicht einfach anheben kann. Und dort, wo man im rückwärtigen Bereich auf das Dach eines Schuppens klettern und von dort ein Fenster im ersten Stock erreichen kann, sollten die Fenster auch besonders gesichert sein.
Beim abschließenden Gespräch hat Claus Mikus noch eine Menge Tipps. Zum Beispiel über das Verhalten bei einem Einbruch bei Nacht: »Bleiben Sie im Schlafzimmer. Sie sollten ein aufgeladenes Handy am Bett haben, da sind Sie unabhängig vom Stromnetz. Und einen Schlüssel, den Sie aus dem Fenster werfen können, wenn die Polizei kommt.« Wenn man das Haus für längere Zeit verlässt, sollte die Klingel abgeschaltet werden. Einbrecher klingeln häufig, um zu erkunden, ob jemand zu Hause ist. Wenn sie die Klingel nicht hören, ist das ein Unsicherheitsfaktor. Vielleicht kann man über eine Zeitschaltuhr oder Zufallsschaltung nachts Licht im Haus machen, damit es bewohnt aussieht. Wertgegenstände sollte man fotografieren, das erleichtert hinterher die Fahndung.
Abschließend weist Mikus im Auftrag der Feuerwehr noch auf den Vorteil von Rauchmeldern hin und registriert die Fahrräder. In einem Protokoll wird die Beratung, die übrigens kostenlos ist, festgehalten. Wenn die Familie jetzt die Sicherheitsratschläge der Polizei befolgt, kann sie eine Plakette erwerben, die außen am Haus schon signalisiert, das Einbruchsversuche zwecklos sind. »Viele Hausratversicherungen gewähren günstigere Beiträge, wenn man eine solche Plakette hat«, weiß Mikus.
269 Beratungen hat die hiesige Polizei seit 2001 schon durchgeführt, 32 Mal konnte eine Plakette vergeben werden. »Schloß Holte-Stukenbrock eignet sich aufgrund seiner günstigen Verkehrsanbindung besonders für Einbrecher«, sagt der Polizeibeamte. Die Täter kommen nämlich meist von auswärts. Einbruchsobjekte werden meist spontan ausgesucht, und danach sind die Einbrecher ganz schnell wieder auf der Autobahn. Hinzu kommen die vielen attraktiven Wohngebiete. Wo Hecken und Zäune Sichtschutz gewähren, können auch die Täter ungesehen ihrer Arbeit nachgehen. Und in der dunklen Jahreszeit profitieren sie davon, das sich kaum Leute im Freien aufhalten.
Eines ist bei allen Sicherheitsvorkehrungen natürlich auch klar: Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht.

Artikel vom 06.02.2006