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Reise voller Emotion
durch die Welt der Fuge

Wandelkonzert mit Organist Martin Lücke

Halle (kg). Die späte Stunde hielt wahre Orgelfreunde nicht ab. 18 Fugen des Altmeisters, dargeboten von einem Könner - für dieses musikalische Sahnestück saß eine erstaunliche Reihe von Zuhörern noch um Mitternacht in der Johanniskirche.

»Die Kunst der Fuge« war Freitagabend Thema des Wandelkonzerts mit Martin Lücker, Professor für Orgel an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Eine Veranstaltung mit besonderem Reiz: Der Organist legte mit seinem spannungsvollen Spiel der Fugen den Reichtum von Johann Sebastian Bachs Polyphonie frei. Ungemein lebendig wirkte sein Vortrag auch durch eine einfache Umstellung innerhalb der Serie, die so manchem Kenner ein neues Hinhören abforderte. Die vier Kanons traten damit als Intermezzi zwischen die einzelnen Blöcke.
Apropos: Nicht nur ein Besucher verfolgte das Konzert in der Partitur mit - von der vierstimmigen einfachen Fuge, die die Grundform des Themas vorstellt, über die Umkehrung und Varianten, Zwischenspiele, Doppelfugen über zwei Themen, Tripelfugen, Spiegelfugen bis hin zur vierstimmigen Quadrupelfuge. Auch eine Reise durch die Gefühlswelt, mitunter ganz gemächlich, mitunter als Parforceritt.
Anrührend schließlich die letzte Fuge, die noch vor der Einführung des Hauptthemas abbricht. Bachs Sohn Philipp Emanuel schrieb den Nachsatz: »Über dieser Fuge, wo der Name BACH im Contrasubjekt angebracht worden, ist der Verfasser gestorben«.

Artikel vom 06.02.2006