03.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Gülle: ganz geruchlos
geht das Düngen nicht

Landwirte informieren über Schleppschlauchtechnik

Von Peter Schelberg
Herford (HK). Für Werner Seeger ist klar: »Eine völlig geruchlose Landwirtschaft wird es auch in Zukunft nicht geben.« Der Kreislandwirt informierte gestern bei einer Pressekonferenz über die Gülleausbringung auf den Äckern im Kreis Herford. Er nahm dabei auch Stellung zur geplanten Errichtung einer Biogas-Anlage in Vlotho-Exter.

»Seit dem 16. Januar dürfen die Landwirte Gülle ausbringen«, stellten Seeger und Hans-Herbert Obermowe, Pflanzenschutz- und -bauberater der Landwirtschaftskammer, klar. In den vergangenen Tagen habe es zahlreiche Anfragen aus der Bevölkerung gegeben, ob denn die Gülle-Düngung im Winter überhaupt zulässig sei.
»Sie ist nicht nur erlaubt, sondern gerade jetzt sogar sehr sinnvoll«, verdeutlichten die beiden Experten. Denn der bis zu einer Tiefe von sieben Zentimetern hart gefrorene Ackerboden trage die 30 Tonnen schweren Schlepper und Gülletanks problemlos, ohne dabei verdichtet zu werden. Über die kleinen Risse im Erdreich können die Wurzeln den natürlichen Flüssigdünger sehr gut aufnehmen. Gerade der Winterraps benötige jetzt Nährstoffe für die bevorstehende Wachstumsperiode.
Durch die eingesetzte Schleppschlauchtechnik werde die Gülle feinst dosiert auf den Boden gebracht, so dass insbesondere bei relativ windstiller Witterung die Geruchsbelastung gering bleibe.
Vor den Düngefahrten überprüft Jutta Osterloh, Beraterin bei der Landwirtschaftskammer, mit einem Quantofix-Schnellanalysegerät den Gehalt an Ammoniumstickstoff in der schwarzbraunen Gülle. Anhand des ermittelten Wertes wird dann die Schleppschlauchanlage eingestellt: Ein Computer steuert die optimale Abgabemenge, die - jeweils abhängig vom Tempo des Schleppers - auf dem Acker verteilt wird. »Das geht mit einer Genauigkeit von 0,5 Kilogramm auf 10000 Quadratmeter«, betonte Jutta Osterloh. Bei den früher verwendeten Pralltellern sei sehr viel mehr Dünger geflossen: »Da lag die Gülle überall auf dem Feld. Durch die größere Oberfläche und höhere Ammoniak-Verdunstung stank es auch viel stärker«, erklärte Hans-Herbert Obermowe.
Im Zusammenhang mit der geplanten Biogas-Anlage in Exter kritisierten Seeger und Obermowe, dass hier bereits im Vorfeld Ängste geschürt würden, die möglicherweise unberechtigt seien. Die Landwirtschaftskammer werde das Projekt prüfen und ihre Stellungnahme als Träger öffentlicher Belange im Flächennutzungsplanverfahren abgeben: »Unser Votum wird nur dann positiv ausfallen, wenn alles vernünftig geregelt wird.« Im Gegensatz zur Gülle, ergänzte Pflanzenschutzexperte Obermowe, sei Biogas auch nahezu geruchlos.

Artikel vom 03.02.2006