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Jäger: Wild braucht Ruhe

Die Minusgrade im Winter zehren an den Kraftreserven der Tiere

Bünde(vz). Das Rehwild braucht im Winter und vor allem bei den gegenwärtig herrschenden tiefen Temperaturen Ruhe, um überleben zu können. Der Hegering appelliert jetzt an alle Spaziergänger, die durch die kargen Wälder rund um die Zigarrenstadt gehen, Reh- und Damwild nicht durch Hektik und vor allem nicht durch frei laufende Hunde aufzuscheuchen. Darauf wies Karlheinz Dammeyer vom hiesigen Hegering hin.

Die Natur biete zu jeder Jahreszeit ihre Reize, so auch die sehr kalte aber sonnige vergangene Woche. Für viel Menschen sei sie der Raum für Entspannung, Erholung und Bewegung. Letzteres gelte nicht nur für Erholungssuchende, Wanderer und Sportler, sondern ganz besonders auch für Hundebesitzer und ihre vierbeinigen Freunde. »Gerade wir Jäger könne das gut verstehen und wünschen allen Erholungsuchenden unbeschwerte Stunden in der freien Natur.
Zur Winterzeit aber sei die Vegetation am niedrigsten, das fehlende Blatt- und Strauchwerk lasse die wenigen Wälder im Kreis Herford bei Schneelage durchsichtig erscheinen. Die Wälder bieten jedoch vor allem dem Rehwild Deckung und Schutz vor der eisigen Kälte - wie in den vergangenen Tagen.
Werden diese Einstände - so nennt der Jäger die »Intimbereiche« des Wildes ähnlich wie es das Haus für den Menschen ist - von Spaziergängern mit und ohne Hund aufgesucht, passiere dies, wie mehrmals beobachtet: Kurz angeleinte Hunde bilden mit ihrem Führer eine Einheit. Das in sicherer Entfernung beobachtende Wild empfinde beim ruhigen Vorbeigehen dieser Einheit eine Gleichmäßigkeit und halte diesem Druck oft ohne Flucht aus.
Nicht angeleinte Hunde dagegen laufen vor, kommen zurück, laufen wieder vor; Kommandos werden laut gerufen, so dass sich aus Sicht des Wildes etwas Unruhiges und nicht Harmonisches an ihnen vorbeibewegt. Die Situation sei nicht mehr einzuschätzen, »das Wild ergreift die Flucht«, weiß Dammeyer. Bei diesen Minustemperaturen sollte jede Energieverschwendung vermieden werden, zumal die eisige Kälte schon genug an den Energiereserven des Wildes zehre.
Des Weiteren gehe die Flucht oftmals über die blanken Felder auf dem sehr hartgefrorenen Boden. »Hier liegt das nächste Risiko«, warnt Dammeyer: Einmal falsch aufgetreten, können böse Laufverletzungen und schlimmstenfalls Beckenbrüche (etwa bei Sturz) die Folge sein.
Verlaufen auch noch Straßen durch das Revier, sei es nicht auszuschließen, dass es beim Rückwechsel des Wildes in die Einstände vornehmlich in der Dämmerungszeit zu Verkehrsunfällen komme: 500 der 1000 getöteten Wildtiere im vergangenen Jahr im Kreis Herford kamen durch Zusammenstößen mit Autos um.
Die Jäger bitten daher: Leinen Sie ihre Hunde in der freien Natur an, betreten Sie auf keinen Fall Deckungen und vermeiden Sie jede Art von Lärm im Wald. Unser Wild braucht in dieser Zeit sehr viel Ruhe, Wenn sich jeder Mensch an diese Grundsätze hält, ist ein friedliches und vertrauensvolles Miteinander aller Interessengruppen gewährleistet.

Artikel vom 03.02.2006