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Immer länger,
größer und
attraktiver

60 Jahre Osterlauf in einem Buch

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Die Arbeit war mühsam und manchmal sehr kleinteilig, sie hat sich aber gelohnt. Pünktlich zum Jubiläum bringt Lothar von dem Bottlenberg sein zweites Sportbuch heraus: »60 Jahre Paderborner Osterlauf« heißt das etwa 200 Seiten starke Werk. Präsentiert wird das Sportbuch natürlich am 15. April. An diesem Ostersamstag gleicht die Innenstadt wieder einem Lauf-Mekka, Veranstalter SC Grün-Weiß Paderborn rechnet erneut mit mehr als 7 000 Osterläufern.

Lothar von dem Bottlenberg, der von 1952 bis 1963 selbst am Paderborner Osterlauf teilgenommen hat, zeichnet die Entwicklung des mittlerweile ältesten Straßenlaufs in Deutschland chronologisch nach. Zu jedem Jahr gibt es Informationen, die über die normale Ergebnisberichterstattung hinaus gehen. So spannt der 65-Jährige den Bogen von den Paderborner Osterlauf-Pionieren Heinrich Vockel, Hans Wienold und Otto Sziedat über Karl Johannwerner bis hin zu Horst Wiczynski. Der amtierende Vorsitzende des SC Grün-Weiß Paderborn startete 1975 seinen ersten Lauf und wird als »Race-Direktor« auch 2006 wieder im Rampenlicht stehen.
Der erste Startschuss fiel am 20. April 1947 am Westerntor. Über die Promenade rund um die Stadt liefen 124 Sportler über das Rosen-, Kasseler-, Giers-, Detmolder- und Neuhäuser Tor zurück zum Start. Das waren 3 350 Meter, Schüler mussten 25 Pfennig Startgeld zahlen, Mannschaften eine Reichsmark.
Nur fünf Jahre später war das wiederaufgebaute Inselbadstadion die »Heimat« des Laufes, bis 1988 war die damals größte Sportanlage im Kreis Paderborn Start und Ziel des Osterlaufs. Seit 1989 liegt dieser Bereich am Heierswall, genau in Höhe der Schwimmoper.
Die Strecken wurden seit der Premiere immer länger, bereits 1949 war der Deutsche Leichtathletik-Verband auf die Paderborner aufmerksam geworden. Der Rundkurs wurde fortan fünfmal umkreist, damit waren 16 750 Meter zu bewältigen.
Dass auch politisch im wahrsten Sinne des Wortes alles »korrekt läuft«, darauf achtete das Ordnungsamt der Stadt bereits 1961. Als sich elf Läufer aus Wernigerode (Thüringen) ankündigten, wurde der damalige Grün-Weiß-Vorsitzende Hans Wienold schriftlich darauf aufmerksam gemacht, dass »das Zeigen der sowjetzonalen Flagge und das Abspielen und Singen der sowjetzonalen Hymne eine Störung der verfassungsmäßigen und damit öffentlichen Ordnung ist«.
Heute bietet der Internationale Osterlauf für alle etwas. Die Bambini rennen 1000 Meter, Strecken über fünf und zehn Kilometer sowie ein Halbmarathon sind seit einigen Jahren ein fester Bestandteil. Die Inline-Skater rollen seit 1997 mit, die Nordic-Walker sind seit 2005 dabei. Der Sport-Treff hat sich über 60 Jahre von einem Volkslauf zu einem Volksfest entwickelt. Der Gesamt-Etat beträgt mittlerweile stolze 250 000 Euro, 250 (!) Helfer betreuten allein im vergangenen Jahr die mehr als 7 000 Sportler.
Der letzte deutsche Sieger heißt Udo Reeh. Der Läufer vom VfL Waldkraiburg gewann 1988 über die 25 Kilometer in 1:17,21 std. und wurde im gleichen Jahr auch noch Deutscher Marathon-Meister. Die schnellste Zeit in der langen Osterlauf-Geschichte lief Carsten Eich 1993. Für die zehn Kilometer brauchte der damals 23-jährige Leipziger nur 27:47 min. »Ein Rekord für die Ewigkeit«, ist Buchautor Lothar von dem Bottlenberg ganz sicher.
Auch der frühere ZDF-Sportchef Wolf-Dieter Poschmann trug sich in die Siegerliste ein. Vor jetzt schon 31 Jahren gewann »Poschi« die 29. Auflage. Das alles und noch viel mehr gibt's ab 15. April im Sportbuch »Sechzig Jahre Paderborner Osterlauf« zu lesen.

Artikel vom 09.02.2006