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Schatzkammer mitten im Wald

Wertvolle Edelhölzer warten bei Henglarn auf bundesweiten Verkauf

Von Hanne Reimer (Text und Foto)
Henglarn / Kreis Paderborn (WV). Auf der linken Seite dröhnt die Autobahn 33, rechts des verschneiten Weges erhebt sich ein winterlich kahler Wald. Eine Schatzkammer stellt man sich eigentlich anders vor. Und doch ist er genau das, der Submissionsplatz des Forstamts Paderborn in der Nähe von Henglarn.

Auf einer Länge von knapp zwei Kilometern lagern hier, ordentlich nebeneinander gereiht, Baumstämme, insgesamt 7781 Kubikmeter Holz. Und zwar nicht irgendwelches Holz, sondern die »Sahnestücke« der heimischen Forstwirtschaft. Massenware ist hier nicht willkommen, nur hochwertige und seltene Hölzer sind gefragt. Eichen-, Eschen- und Ahornstämme finden sich neben »Exoten« wie Kirche, Eberesche oder Tulpenbaum. Verkauft werden diese wertvollen Edelhölzer nicht, wie zum Beispiel x-beliebiges Fichtenholz, über unspektakuläre Vorverträge direkt am Waldweg, sondern bei der Submission, die nur einmal im Jahr stattfindet. Am kommenden Freitag, 10. Februar, ist es wieder soweit.
Dann ist der spannende Moment gekommen, wenn in Bad Driburg die Umschläge mit den schriftlichen Geboten geöffnet werden, die die Einkäufer aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland im Vorfeld abgegeben haben. »Mehr als 1000 Euro kann ein Spitzen-Eichenstamm da schon bringen«, weiß Förster Ludger Wieseler. Im Durchschnitt wird jeder Stamm für etwa 200 Euro verkauft.
Wenn in den Wochen vor der Submission die »Stars« aus dem Wald zur Besichtigung bereit liegen, kommen die Einkäufer, um sie zu begutachten. Wieseler: »Dabei kommt es ganz darauf an, was der Kunde genau für seine Bedürfnisse braucht und was ihm persönlich der jeweilige Stamm wert ist.« So wählt der Tischlergeselle, der das perfekte Holz für sein Meisterstück sucht, einen anderen Stamm als der Hersteller von Furnierholz. Und wer Gewehrschäfte herstellen möchte, braucht anderes Material als Produzenten von Dielenböden.
Jeder Stamm ist mit einer roten Nummer gekennzeichnet, die sich in einem dicken Heft, dem Submissionverzeichnis wiederfindet. So kann jeder Einkäufer auf »seinen« Stamm bieten, das Gebot später allerdings weder nach oben noch nach unten korrigieren. Absprachen der Käufer, die den Preis drücken, sind so fast ausgeschlossen, ebenso wie unüberlegte, vielleicht zu hohe Gebote, die bei klassischen Auktionen schon einmal vorkommen können.
Dass Holz im Wohnbereich voll im Trend liegt, hat übrigens auch die kürzlich zu Ende gegangene Kölner Möbelmesse gezeigt, bei der auch der Landesbetrieb Wald und Holz mit einem Stand vertreten war. Eiche war dabei der absolute Renner, Buche ein Dauerbrenner, Ahorn noch immer stark, aber nicht mehr ganz so gefragt wie in den Vorjahren. »Da gibt es eben Trends, ganz wie in der Mode«, sagt Ludger Wieseler.
Wer sich die »Stars« aus den heimischen Wälder einmal anschauen möchte, hat dazu am kommenden Sonntag, 5. Januar, ab 10.30 Uhr Gelegenheit. Jede Menge Informationen während einer Wanderung durch die »Schatzkammer« liefern die Förster Ludger Wieseler und Jan Preller. Treffpunkt zur zweistündigen Führung ist der Eingang zum Lagerplatz an der L 636. Der Platz ist von der Abfahrt Borchen-Etteln der Autobahn  33 aus ausgeschildert.

Artikel vom 03.02.2006